Langwaffen
Allgemeines
Wie schon eingangs erläutert ist das Thema Waffen sehr vielschichtig. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Systeme und Waffen die jagdlich wirklich relevant sind. Zum Thema Langwaffen, oder Waffen generell kann man sagen, dass es fast nichts gibt, was es nicht gibt. Wir gehen dabei auf die wichtigsten Bauformen ein. Kommen wir aber zunächst zur Definition Langwaffen. Eine Langwaffe, ist eine Waffe deren Lauf im geschlossenen Zustand länger als 30 cm ist, für den zweihändigen Gebrauch und insgesamt 60 cm Länge überschreitet.
Flinten
Langwaffe mit glattem Lauf, für den Schrotschuss und Flintenlaufgeschosse

Büchsen
Langwaffe mit gezogenem Lauf für den Kugelschuss

Kombinierte Waffen
Langwaffe mit verschiedenen Läufen für Schrot- und Kugelschuss

Weiterhin unterscheiden wir in den Waffen mit feststehenden Läufen und Kipplaufwaffen. Waffen mit feststehendem Lauf unterscheiden wir nach der Arte des Verschluss.
Der Verschluss ist das Bauteil, welches nach hinten den Lauf abdichtet und gleichzeitig den Schlagbolzen (oder Schlagstück) beinhaltet. Weiterhin, in der Regel die Schlagbolzenfeder, den Auszieher und ggfs. die Sicherung. Bis auf Vorderladerwaffen und Revolver verfügen nahezu alle Waffen über einen Verschluss. Der Verschluss muss während der Schussabgabe komplett verriegelt bleiben, bis der Gasdruck abgesunken ist, bei Selbstladewaffen (Rückstoss- und Gasdrucklader) kommen zwar unverriegelten Verschlüsse zum Einsatz, die aber entsprechend verzögert arbeiten.
Repetierer mit:
Drehkammerverschluss
Auch Zylinderverschluss genannt wird zwar in verschiedenen Varianten Hergestellt, ist aber im Prinzip immer gleich. Am bekanntesten ist hier wohl das sog. Mauser System 98 (K98). Das nachladen erfolgt durch eine Dreh und Ziehbewegung des Kammerstängel. Bei dieser Bewegung wird die Schlagbolzenfeder gespannt und beim zurück ziehen die abgeschlagene Patrone aus dem Patronenlager entfernt, zur Seite ausgeworfen und bei dem Vorschieben des Verschluss die nächste Patrone aus dem Magazin dem Patronenlager zugeführt.

Geradezugverschluss
Der Geradezugverschluss ist eine Variante des Drehkammerverschluss, hierbei wird der Verschluss über eine eingefräste Kulisse in die Drehung versetzt und der Schütze zieht lediglich den Kammerstängel nach hinten.

Unterhebelverschluss
Durch vor und zurückbewegen des Ladehebels wird der Verschluss entriegelt, die Patrone in das Patronenlager geschoben und nach Schussabgabe ebenso wieder herausgezogen und die neue Patrone dem Patronenlager zugeführt.

Blockverschluss
Zu finden in einläufigen Büchsen, hierbei wird ein Verschlussblock vertikal im Verschlussgehäuse bewegt, durch den Hebel am Abzugsbügel

Selbstlader
Hierbei wird nach Abgabe des Schusses automatisch die abgeschlagene Patrone ausgeworfen und eine neue Patrone dem Patronenlager zugeführt, so dass die Waffe wieder Schussbereit ist, ohne das der Schütze die Waffe spannen muss. Wichtig: jagdlich darf lediglich eine begrenzte Patronen Anzahl (2 im Magazin + 1 im Lauf) verwendet werden.

Waffen mit Kipplauf
Bei Kipplaufwaffen wird durch Abkippen des Laufes oder des Laufbündels das Patronenlager freigegeben und die Waffe kann geladen werden. Um das Nachladen zu erleichtern, verfügen moderne Kipplaufwaffen über sog. Ejektoren oder Ausziehkrallen, die beim Öffnen der Waffe die Patrone auswerfen oder ausziehen. Die neueren Flinten, und beim Drilling, werden beim Abkippen der Läufe die Schlösser gespannt (Selbstspanner) und sind dann geschlossen wieder schussbereit. Bei einigen Drillingen ist der Lauf für die Kugel handgespannt. Kipplaufbüchsen dagegen verfügen meisten über einen Spannschieber (Handspanner).
Bei Kipplaufwaffen gebräuchliche Verschlusssysteme sind:
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Greenerverschluss
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Kerstenverschluss oder Doppelgreener
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Purdeyverschluss
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Laufhakenverriegelung oder Keilverschluss
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Kippblockverschluss
Die Schlosse sind einzuteilen in:
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Kastenschloss
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Seitenschloss
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Blitzschloss
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Zwei- oder Einschlosshandspanner
Die Schlösser haben die Aufgabe die Patrone zu zünden, wir unterscheiden in Selbstspanner, Handspanner und kombinierte Spannsysteme.
Verschlusssysteme

Verschlusssysteme

Kipplaufflinte
Einläufig, Doppellauf Flinte, Quer- oder Bockflinte

Kipplaufbüchse
Einläufig, Mehrläufig -Querbüchse, Bockbüchse, Bergstutzen (verschiedene Kaliber)

Kombinierte Waffen

Abzüge
Der Abzug ist die Einrichtung zum Auslösen des Schusses. Wir unterscheiden in vier verschiedene Abzugssysteme:
Flintenabzug (Direktabzug)
Flintenabzüge sind Direktabzüge, die ohne Druckpunkt und Stecher, sofort beim Betätigen den Schuss auslösen. Diese können in allen Waffenarten Verwendung finden. Es gibt diese als Ein- und Doppelabzug. Bei dem Doppelabzug wählt der Schütze welchen Lauf er abfeuern möchte. Der vordere Abzug ist für den rechten Lauf (bei Bockwaffen der untere) und der hintere für den linken Lauf ( bei Bockwaffen der obere).
Bei dem Einabzug und mehreren Läufen, wird dann entweder über einen Schieber der Lauf umgestellt oder automatisch durch den Rückstoß.

Druckpuntabzug (Matchabzug)
Beim Druckpunktabzug wird der Abzug bis an einen bestimmten Punkt gezogen und am Druckpunkt angelehnt, wird dieser definierter Abzugswiderstand überwunden, bricht der Schuss. Matchabzüge sind entsprechend feiner justiert.

Kombiabzug
Eine Kombination aus Direkt- und Stecherabzug.
Entsticht automatisch beim öffnen der Waffe
Stecherabzug
Hierbei kann bei „eingestochener“ Waffe der Schuss durch die Feinste Berührung des Abzugs ausgelöst werden. Das „einstechen“ erfolgt entweder über das Vordrücken des Abzugs (französischer Stecher oder Rückstecher genannt) oder im Abzugsbügel befinden sich zwei Abzugshebel, wofür der hintere zum einstechen der Waffe gedacht ist (deutscher Stecher oder Doppelzüngel). Zur Feineinstellung des Stecher befindet sich eine kleine einstellschraube mit dem Abzugsbügel. Grundsätzlich ist eine „eingestochene“ Waffe eine große Gefahrenquelle. Daher wird der Stecher erst im Anschlag und kurz vor dem Schuss betätigt. Kommt es nicht zum Schuss, muss sofort „entstochen“ werden. Dies geschieht indem man die Waffe sofort sichert, den Verschluss öffnet und beim Rückstecher mit dem Zeigefinger und Daumen den Abzug greift und dann langsam den Abzug zurückführt. Bei dem deutschen Stecher hält der Zeigefinger den Abzug fest, der Mittelfinger betätigt den Stecher, dann führt der Mittelfinger den Abzug in die ursprüngliche Position zurück. In beiden Fällen sollte das sehr sensibel und ohne Klickgeräusch von statten gehen


Läufe
Läufe haben die Aufgabe, Geschosse bzw. Schrote, ausgelöst durch den Gasdruck, zu führen. Wir unterscheiden in Flintenläufe, zum verschießen von Schrotpatronen und Einzelgeschosse (in Form von Flintenlaufgeschossen), sowie gezogene Büchsenläufe zum verschießen von Büchsenpatronen, also Einzelgeschossen. Aufgrund der hohen Druck-, Hitze- und Reibungsbelastung, werden Läufe aus Spezialstahl hergestellt. (Flinte ca. 1.050 bar, Büchse bis zu 4.000 bar)
Flintenläufe sind immer innen glatt.
Bei Flintenläufen gibt es die Besonderheit, dass diese am Ende des Laufes du sich entweder verengen oder erweitern können, um die Form einer Schrotgarbe zu beeinflussen. Dazu verwendet man Läufe mit unterschiedlichen Mündungsbohrungen. Diese sogenannten Choke- oder Würgebohrungen werden in verschiedenen Grundformen hergestellt. Am stärksten vertreten ist die Normalbohrung bestehend aus einem ca. 60 mm vor der Mündung beginnenden und sich konisch verengenden Mündungsteil. Durch die Würgebohrung wird die Schrotgarbe in die Länge gezogen und dadurch eine geringere Breite erzielt, als dies bei nicht im Mündungsbereich verengten Läufen der Fall wäre. Andere Chokeformen (Glockenchoke- Skeetchoke) bewirken größere Streuungen, wie dies für Schüsse auf geringere Entfernungen, z.B. Skeet-schießen, erforderlich ist. Je nach Grad der Mündungsverengung kann man in 35 m Schussentfernung auf einer 75 cm Kreisscheibe mit nebenstehenden Trefferprozenten rechnen. Übliche Lauflängen für Schrottläufe sind zwischen 65 und 76 cm, auch bis zu 81 cm. Der Schrotschuss sollte jagdlich auf Entfernung von maximal 35-40 m erfolgen. Beim Flintenlaufgeschoss bis zu 60 m.

Büchsenlauf
Im Gegensatz zum Flintenlauf sind Büchsenläufe innen nicht glatt, sondern haben 4-6 spiralförmige Vertiefungen. Diese bezeichnet man als Züge. Die sich daraus ergebenden Erhebungen bezeichnen wir als Felder. Dieses Profil aus Feldern und Zügen ergeben den so genannten Drall. Hierdurch wird es Geschoss im Lauf in eine Rotationsbewegung versetzt und das Geschoss stabilisiert sich während des Fluges. Die Dralllänge ist die Strecke, in der sich das Geschoss im Lauf einmal dreht.
(Je nach Kaliber 20-40 cm, Büchsenläufe sind zwischen ca. von 50 bis 72 cm üblich, also 2-3 Umdrehungen im Lauf). Eine weitere Form, neben den Zug- und Feldprofil sind Polygonläufe. Ein Polygonlauf, also Vielecklauf, versetzt durch breite Führungsstreifen das Geschoss in Rotation. Der Schuss mit der Kugel auf jegliche Distanzen ist bis zu 200 m selten bis 300 m.

Die gedachte Mitte eines Gewehrlaufes nennt man auch Seelenachse oder Rohrseele.

Schrotläufe können auch sog. Einsteckläufe aufnehmen, aus denen meist kleinkalibrige Munition verschossen werden kann. Bei Repetierbüchsen und Kipplaufwaffen können je nach System auch Wechselläufe zum Einsatz kommen. Damit die Benutzung des selben Schaft - und Verschlusssystems beibehalten werden kann.
Bei mehrläufigen Waffen und mit festverlöteten Läufen führt eine häufige Benutzung zur Treffpunktverlagerung durch die thermische Belastung. Diesen Effekt nennt man auch "Klettern".

Schäfte
Der Schaft ist die Aufnahme des Waffensystems. Dieser kann mehrteilig sein, z.B bei Kipplaufwaffen, oder einteilig. Für den sicheren Schuss, vor allem auf bewegte Ziele, ist für den Schützen der passende Schaft von enormer Bedeutung. Ursprünglich nur aus Harthölzern, wie Nussbaum oder Buche, hergestellt, nehmen Schichthölzer und Kunststoffe in der Schaftherstellung immer mehr zu. Wo Holzschäfte im Aussehen und mit schönen Verzierungen versehen werden können, sind Kunststoffschäfte robust, einfach in der Pflege und bringen ggfs. einen Gewichtsvorteil mit. Schäfte gibt es in Links- und Rechtsausführungen, für Links- bzw. Rechtsschützen.


Schalldämpfer
Die aus der Laufmündung ausströmenden Pulvergase werden im Schalldämpfer umgelenkt und abgebremst. Dadurch wird das schlagartige Entspannen der Gase vermieden und der Mündungsknall reduziert. Die Dämpfungsleistung eines Schalldämpfers ist abhängig von seinem Innenvolumen und von seiner Konstruktion. Je effektiver die Gaswolke abgebremst werden kann, desto höher ist die Dämpfungsleistung. Ein Schalldämpfer ist im Grunde genommen kaum etwas anderes als eine sehr gut konstruierte, gekapselte Mündungsbremse. Präzisionsmindernde Verwirbelungen am Geschoss werden durch den Schalldämpfer vermieden. Neben der Schallreduktion ist die Rückstoßminderung der größte Vorteil des Schalldämpfers. Die im Schalldämpfer nach vorne strömenden Gase prallen gegen die Blenden des Schalldämpfers. Dadurch wird dem Rückstoß entgegengewirkt. Auch das Hochschlagen wird deutlich reduziert. Das Mündungsfeuer spielt sich im Inneren des Schalldämpfers ab. Dadurch entsteht keine störende Blendung bei Schüssen in der Dämmerung oder bei Nacht.
Fazit: Mit einem Schalldämpfer kann präziser geschossen, sicherer getroffen und waidgerechter gejagt werden!

Sicherung
Grundsätzlich gilt: Die beste Sicherung ist eine entspannte und komplett entladene Waffe. Darüber hinaus kann man sagen, dass eine Sicherung, besten Schutz gibt, desto näher diese am Schlagbolzen verbaut worden ist. Die Sicherung hat die Aufgabe, eine geladene und gespannte Waffe vor dem versehentlichen auslösen eines Schusses zu sichern. Zur regelmäßigen Routine bei der Waffenüberprüfung, gehört es also diese im ungeladenen Zustand regelmäßig auf ihre Funktion zu prüfen. Der am Waffenmarkt verbauten Sicherung sind sehr vielfältig und bergen eine Reihe von Vor- und Nachteilen. Dennoch bietet keine Sicherung den absoluten Schutz vor dem unbeabsichtigten Auslösen eines Schusses. Wir unterscheiden in so genannte indirekte Sicherungen und direkte Sicherungen. Gehen wir zunächst auf die direkten Sicherung ein. Dazu zählen Waffen mit Handspannsystemen. Hier wird erst vor dem Schuss die Schlagfeder mittels eines Spannschiebers gespannt. Also ist hier ein Höchstmaß an Sicherheit gegeben, durch die entspannte Schlagfeder.

Schlagbolzensicherung
Mit Hilfe des Sicherungsflügel wird hierbei direkt der Schlagbolzen blockiert.

Schlagstücksicherung, Abzugssicherung, Stangensicherung
