Behandlung des erlegten Wildes
Zunächst gehen wir davon aus, das Wild wurde korrekt angesprochen und sollte/kann erlegt werden. Wir kennen die Waffe, wissen diese ist funktionsfähig und die Treffpunktlage ist bekannt und überprüft. Das verwendete Kaliber passt zur Wildart und wir können schnell, schmerzlos und waidgerecht erlegen.
Wir folgen dem Sicherheits-Grundsatz:
„Ziel erkannt und angesprochen, Vorder- und Hintergelände sind frei von Hindernissen, natürlicher Kugelfang ist gegeben.“
Im Detail bedeutet das:
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Das angesprochene Wild ist tatsächlich zu erlegen, weil die Notwendigkeit gegeben ist, es passt in den Abschussplan und die Jagdzeit ist beachtet.
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Alle Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit der Waffe sind beachtet. Das Schussfeld ist passend. Die Sicht und Wetter sind einwandfrei. Natürlicher Kugelfang (nur gewachsener Boden!) ist gegeben. Keine Hindernisse, vor und hinter dem Ziel (andere Tiere, Äste, Büsche). Die Entfernung ist geeignet (Schalenwild maximal 150 m).
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Das Tier steht passend, damit auch ein waidgerechter Schuss anzutragen ist, es werden weitere Tiere nicht gefährdet, durch einen Ausschuss.
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Die eigene Position und die des Wildes sind unbedingt zu merken. Wichtig dabei ist sich vorher eine Geländemarke (Baumstumpf, Zaunpfahl,…) einzuprägen, damit der Ausschuss, falls das Tier nicht im Feuer liegt, leicht gefunden wird.
Nach dem Schuss muss gleichzeitig das Verhalten des zu erlegenden Stückes beobachtet werden und die Waffe nachgeladen und schussbereit gemacht werden. Ist das Stück angeschweißt und flüchtet sollte sofort ein zweiter Schuss angetragen werden, auch wenn das Wild nicht passend steht. Liegt das Wild, ist trotzdem einige Minuten zu warten und zu beobachten. Erst dann mit schussbereiter Waffe an das Wild heran gehen. Ist das Wild nicht mehr in Sichtweite, kontrolliert man erst die nähere Umgebung (zum Beispiel auf Geräusche) und markiert dann umgehend den Anschuss.
Blattschuss
Mit dem Blattschuss, oder auch Kammerschuss, ist der optimale Treffer auf den Wildkörper gemeint. Ein- und Ausschuss liegen dann in der so genannten Kammer, bei Herz und Lunge. Ein solcher Treffer ist in der Regel sofort tödlich. Der Haltepunkt der Waffe ist circa 10 cm hinter dem Schultergelenk und in der unteren Körperhälfte.

Die Wahrscheinlichkeit einen sauberen Blattschuss anzutragen wird schön veranschaulicht in der so genannten Elchuhr.

Zeichnen
Das sog. "Zeichnen" beschreibt das Verhalten des Tieres nach dem Schuss bzw. kann Auskunft geben, an welcher Stelle sich vermutlich der Treffer befindet. Am deutlichsten zeichnet in der Regel Rehwild. Schusshartes Wild wie Schwarzwild oder Muffel zeichnen wenig und haben häufig lange Fluchtstrecken. Wenn ein Tier getroffen ist und zuvor in einer Rotte oder einem Rudel angeblickt wurde, dann nicht mit dieser oder diesem flüchtet, ist es meist getroffen. Auch das reine Erschrecken durch Knall, Kugeleinschlag oder umherfliegendes Erdreich kann zum "Zeichnen" führen.
Federwild zeichnet ebenfalls. Steigt Federwild nach dem Schuss steil hoch, spricht man vom „himmeln“ und vermutet einen Lungenschuss. Lässt das Tier ein Bein hängen, deutet es auf einen Treffer am Ständer (Bein) und ist somit „geständert“. „Geflügelt“, einen Treffer am Flügel erkennt man am gestörten Flugbild. Tödliche Treffer zeichnen sich dadurch aus, dass das Wild direkt zu Boden fällt. Nicht tödlich getroffene Tiere werden, wenn kein Hund sofort zum Einsatz kommt und eine sonstige Gefährdung ausgeschlossen ist, sofort nachgeschossen.
Schusszeichen
Zu den Schlusszeichen gehört das „zeichnen“ des Wild, worauf wir später im Detail eingehen. Kugelschlag und Kugelriss im weiteren. Der Kugelschlag beschreibt das Geräusch beim Auftreffen auf den Wildkörper und erfordert viel Erfahrung. Außerdem erschwert ein Gehörschutz, Wetter und Echo eine echte Beurteilung. Trotzdem wird oft folgendes beschrieben:
Klatschender Schlag = Kammer Schuss
Harter Schlag = Knochentreffer
Stumpfer Schlag = Waidwundschuss
Der Kugelriss entsteht an der Stelle, an der die Kugel in das Erdreich trifft. Daran kann ungefähr erkannt werden, ob das Wild über- oder unterschossen wurde. Also auch eine Beurteilung des Fehlschuss kann möglich sein. Wurde das Tier gar nicht getroffen oder findet man Risshaare, Wildbretfetzen oder Organteile am Kugelriss? Fehlt dies, ist es lediglich ein Indiz, dass das Tier gar nicht getroffen wurde und er setzt in keinem Fall eine ordentliche Nachsuche.
Nach dem Schuss und einer kurzen Wartezeit, bei der die Umgebung genau beobachtet wird, kontrolliert man den Anschuss auf Pirschzeichen, um sich ein Bild vom wahrscheinlichen Verlauf der Nachsuche zu machen bzw. Hinweise auf den Sitz des Geschosses im Wildkörper zu finden.
Findet man am Anschuss Schweiß, ist an der Farbe folgendes zu erkennen:
Hellrot und blasig = Lungenschweiß
Dunkelrot = Leberschuss
Fast schwarz = Milztreffer
Blutrot (mit Knochensplitter) = Wildbretschuss
Grün durchmischt = Waidwundschuss
Erkennt man am Anschuss bei dem Schuss auf Schwarzwild, dass es sich um einen Waidwundschuss handelt, ist von einer langen Fluchtstrecke auszugehen und das Stück noch einige Stunden lebt. Entsprechend sollte die Nachsuche erst nach einer Wartezeit von ca. 4 Stunden begonnen werden. Ist viel Lungenschweiß zu sehen, kann nach kurzer Zeit die Nachsuche begonnen werden. Das Stück in der näheren Umgebung tot zu finden ist sehr wahrscheinlich. Findet man Teile die auf einen Kopftreffer hinweisen, wie Kiefersplitter, Zähne oder Teile des Lecker, kann von einer sehr schwierigen Nachsuche ausgegangen werden. Der Anschuss muss immer gut sichtbar markiert werden. Das kann zwar mittels des Anschussbruch erfolgen, sollte aber besser mit Markierungsband erfolgen. Ist das getroffene Stück aufgefunden, wird es mit einem Fangschuss erlegt. Das sog. Abnicken, also töten mit der kalten Waffe (Messer) erfordert viel Erfahrung und sollte nur im absoluten Notfall erfolgen. Kommt die Kurzwaffe zum Einsatz, muss die Mündungsenergie mindestens 200 Joule betragen.
Als Pirschzeichen gelten:
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Schnitthaar
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Schweiß
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Organfetzen
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Kugelriss
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Schaleneingriffe