
Schalenwild
Einführung
Die dem Jagdrecht unterliegenden Paarhufer (Horn- und Geweihträger, sowie das Schwarzwild) bezeichnen wir als Schalenwild. Die Bezeichnung „Schalen“ schalen beschreibt in der Jägersprache also die Klauen oder Hufe.
Hierbei unterscheiden wir in:
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Schwarzwild
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Cerviden, also die Hirschartigen Geweihträger. Dazu zählen Rotwild, Damwild, Sikawild, als „echte Hirsche“ sowie Elchwild und Rehwild als „Trughirsche“.
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Boviden, also die Hornträger. Dazu zählen das Gamswild, Steinwild, Muffelwild und der Wisent.
Die Unterscheidung ob Horn- oder Geweihträger machen dabei die Stirnwaffen der männlichen Stücke.
Bei den Geweihträgern bestehen diese aus Knochensubstanz und werden jährlich abgeworfen und bilden sich neu.
Die Hörner der Rinderartigen sind hingegen aus hohlen Hornschläuchen (Keratin), wachsen ein Leben lang weiter und werden nicht abgeworfen. Im Gegensatz zu den Geweihträgern haben allerdings einige Arten der Boviden beider Geschlechter Hörner.
Außer dem Schwarzwild sind alle weiteren Schalenwildarten Wiederkäuer.

Da sogar innerhalb Europas, sogar in Deutschland territorial, die Größe von Wild unterschiedlich ausfallen kann, nicht nur Äsungsbedingt, sollte man die Bergmannsche Regel kennen.
Die Bergmannsche Regel beschreibt ursprünglich die Beobachtung, dass bei nahe verwandten Arten gleichwarmer Tiere die durchschnittliche Körpergröße zu den Polen hin ansteigt. Ändert sich die Größe eines Körpers, so ändert sich auch das Verhältnis zwischen Oberfläche und Volumen. Bei einer Vergrößerung des Körpers wächst die Oberfläche langsamer als das Volumen, denn die Oberfläche wächst nur quadratisch, das Volumen dagegen kubisch. Da jeder Körper seine Wärme über die Oberfläche mit der Umgebung austauscht, hat ein großer Körper durch das geringere Oberfläche-Volumen-Verhältnis einen geringeren Wärmeaustausch, d. h. mit zunehmender Körpergröße verringert sich in kalter Umgebung der Wärmeverlust. Je größer der Körper eines gleichwarmen Tieres ist, desto besser kann es sich in einem kalten Lebensraum gegen Wärmeverlust schützen, weil seine Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen kleiner wird.
Die Bergmannsche Regel wird vor allem bei Tieren mit großer geographischer Verbreitung wie Braunbären, Wildschweinen, Füchsen oder Pinguinen beobachtet; ihre Körpergröße nimmt mit der geographischen Breite zu, d. h., je näher der Lebensraum solcher Tiere an den Polargebieten liegt, desto größer sind sie. Obwohl die Bergmannsche Regel häufig zutrifft, gilt dies keineswegs für alle untersuchten Tiergruppen und Temperaturgradienten.
Beim wiederkäuenden Schalenwild unterscheiden wir in drei Äsungstypen. Den Konzentratselektierer, den Raufutterfressern und den Mischtypen. Rund 40 % aller Wiederkäuer zählen zu den Konzentratselektierern.
Die Nahrung von Konzentratselektierern ist arm an Pflanzenfasern und Zellulose, dafür aber reich an leicht verdaulichen Nährstoffen wie Zucker, Stärke und Proteinen. Diese Nahrung findet das Wild hauptsächlich in Blättern, Blüten, Kräutern, Trieben, Knospen, Eicheln und Früchten. Die Pansen von Konzentratselektierern sind von geringerer Größe als bei vergleichbaren Arten mit anderen Äsungstypen, da sie weniger grobe Äsungsteile zum Wiederkäuen zu sich nehmen, das zudem häufiger aber kürzer durchgeführt wird. Auch findet im Magen eine schnellere Gärung statt. Die Geschwindigkeit der Verdauung gestattet keine schwerverdauliche Nahrung mit hohen Zelluloseanteilen, daher werden sehr gezielt leicht verdauliche Pflanzenbestandteile zu sich genommen. Durch die starke Selektion aus dem Nahrungsangebot nehmen Konzentratselektierer häufiger als vergleichbare Arten Nahrung zu sich, wobei acht bis zwölf Äsungsperioden täglich üblich sind.
Konzentratselektierer richten verstärkt Wildschäden in der Forstwirtschaft und der Landwirtschaft an, da ihr spezifisches Nahrungsspektrum bevorzugt junge Baumtriebe und frische Feldfrüchte umfasst. Auch Blumenpflanzungen in Parks und Gärten werden von Konzentratselektierern häufig als Nahrungsangebot wahrgenommen, wenn sie gut und gefahrlos für das Wild zugänglich sind. Beispiele für Konzentratselektierer sind Rehwild und Elche.
Konzentratselektierer
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Gezielte Wahl leicht verdaulicher Pflanzenteile
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Kräuter, Blüten, Blätter, Knospen, Früchte, Eicheln
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Sehr selektives Fressen
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Verdauung: Kleiner Pansen, rasche Verdauung.
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Äsungszyklen: Zahlreiche Fressperioden (10–12 pro Tag).
Raufutterfresser(Grasfresser)
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Schwer verdauliche Pflanzenteile (viel Gras).
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Wenig selektives Fressen
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Verdauung: Riesiger Pansen, langsame Verdauung
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Äsungszyklen: Wenige, lange Fressperioden (2–4 pro Tag).
Mischtypen
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Im Sommer leicht verdauliche Nahrung (Kräuter, Sträucher)
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im Winter faserreiche Nahrung und
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Gras möglich
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Verdauung: Grosser, anpassbarer Pansen.
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Äsungszyklen: Mittlere Anzahl Fressperioden (6–8 pro Tag).
Rotwild (Cervus elaphus)

Körperbau
Der Rothirsch ist eine der größeren Hirscharten, gehört zu den Paarhufern. In der Regel liegt die Kopf-Rumpf-Länge männlicher Tiere bei 180 bis 200 Zentimeter. Die der weiblichen bei 160 bis 180 Zentimeter. Entsprechend beträgt die Schulterhöhe (Widerrist) 110 bis 140 cm beim Hirsch, beziehungsweise 90 bis 120 Zentimeter beim Kahlwild. Hirsche erreichen ein Gewicht von bis zu 180 kg (Kahlwild bis zu 150 kg) lebend. (Die schwersten Rothirsche wurden bisher in den Karpaten und in Bulgarien beobachtet, hier erreichen Hirsche bis zu 350 Kilogramm, Tiere bis zu 200 Kilogramm Körpergewicht) Ausgewachsene Hirsche sind in der Regel um 10 bis 15 Prozent größer und 50 bis 70 % schwerer als ausgewachsene weibliche Rothirsche (Hirschkühe). Rothirsche unterliegen allerdings bereits im Jahresverlauf beträchtlichen Gewichtsunterschieden: Männliche Hirsche erreichen ihr jährliches Gewichtsmaximum in der Regel kurz vor der Brunft und verlieren dann während der Brunft bis zu 25 Prozent ihres Körpergewichts. Zu den Größen- und Gewichtsunterschieden zwischen einzelnen Populationen derselben Unterart tragen unterschiedliche Ernährungsbedingungen und Klimaeinflüsse bei. Grundsätzlich nehmen Körpergröße und Körpergewicht der Rothirsche von West- und Nordwesteuropa mit ozeanischem Klima in Richtung Ost- und Südosteuropa mit kontinentalem Klima zu. Diese Größenunterschiede entsprechen der Bergmannschen Regel, die besagt, dass warmblütige Tiere einer Art in kälterem Klima durchschnittlich größer sind.


Drüsen
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Auffällig ist die Voraugendrüse (auch Tränengruben oder Anorbitalorgan), die allen geweihtragenden Hirschen eigentümlich ist. Voraugendrüsen sondern besonders zur Brunftzeit ein übel riechendes, bräunliches Sekret, die sogenannten Hirschtränen, ab, welches die Tiere durch Reiben an Bäumen oder Sträuchern zur Markierung abstreifen.
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Eine weitere Duftdrüse an an der Außenseite der Hinterläufe dicht unter dem Sprunggelenk befindet. Das Sekret dieser Drüse wird am niedrigen Bodenbewuchs abgestreift, so dass Hirsche eine Duftfährte hinterlassen.
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Die Wedeldrüse sitzt beim Hirsch in der Nähe der Schwanzwurzel. Sie schwillt während der Brunft stark an. Durch Beknabbern und Belecken verteilen Rothirsche das Sekret dieser Drüse in ihrem Haarkleid.
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Auch das noch mit Bast überzogene Geweih besitzt zahlreiche Duftdrüsen, die ein gelblich-braunes Sekret absondern. Dieses Sekret wird an Zweigen und Grashalmen abgestreift und hinterlässt eine sehr dauerhafte Duftfährte.

Zahnformel / Gebissentwicklung
Das Hirschgebiss besteht aus 34 Zähnen. Im Oberkiefer fehlen die Schneidezähne. Dort finden sich auf jeder Kieferseite je ein Eckzahn (Grandeln) und drei Vorbackenzähne, die sogenannten Prämolare und drei Backenzähne, die Molare. Zwischen den Eck- und den Backenzähnen besteht eine Lücke.
Der Unterkiefer entspricht im Aufbau dem Oberkiefer. Hier sind zusätzlich je Kieferseite aber noch drei Schneidezähne ausgebildet. Schneidezähne, Eckzähne und die Prämolare werden zunächst als Milchzähne ausgebildet und bis zum 30. Lebensmonat durch Dauerzähne ersetzt. Die hinteren drei Backenzähne erscheinen gleich als Dauerzähne.

Diese Zahnformel gilt für alle Wiederkäuer (Ausnahme bei fehlenden Grandeln =32 Zähne)

Altersbestimmung am Gebiss
Bis der Zahnwechsel komplett abgeschlossen ist, kann das Alter relativ genau festgestellt werden.
Das Milchgebiss entwickelt sich in den ersten 4 Monaten ohne die hinteren Backenzähne (Molaren). Im 4. bis 12. Lebensmonat bilden sich die Molaren M1 und M2. Anschließend findet der Zahnwechsel zu dem Dauergebiss statt. Im 2. Lebensjahr (zwischen dem 21. und 29. Lebensmonat) erscheint der letzte Backenzahn, also der M3. Zwischen dem 27. und 30. Monat entwickelt sich der P4 von drei auf zweiteilig. Somit ist das Dauergebiss entwickelt

Auch am Dauergebiss (bzw. Zahnabschliff) kann bei den Wiederkäuern die Altersbestimmung durchgeführt werden. Auch wenn die Abnutzung der Zähne stark von der vorhandenen Ernährung abhängig ist, kann hier eine annähernde Altersbestimmung durchgeführt werden, unter Berücksichtigung des Lebensraum. Mit ein wenig Übung kann man jedoch eine ungefähre Schätzung vornehmen. Mit dem zunehmenden Alter wird die Zahnkrone bzw. der darauf befindliche Zahnschmelz abgeschliffen. Die sich bildenden "Inseln" nennt man Kunden und das Zahnbein, Dentin, wird sichtbar. Je älter das Stück, desto stärker der Abschliff.

Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Rotwild ist ein Mischtyp. Mischtypen nimmt also im Sommer leicht verdauliche Nahrung (Kräuter, Sträucher) und im Winter faserreiche Nahrung und Gras zu sich. Täglich nehmen Rothirsche zwischen acht und zwanzig Kilogramm Grünäsung zu sich. Die hohe Schwankungen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Qualität der zur Verfügung stehenden Nahrungspflanzen als auch einem jahreszeitlich schwankenden Nahrungsbedarf.
Tragendes oder säugendes Kahlwild sowie Hirsche, deren Geweih heranwächst, haben einen besonders hohen Nahrungsbedarf. Der im Verhältnis zur Körpergröße relativ große Pansen mit einem Fassungsvermögen bis zu 25 Liter ermöglicht dem Rothirsch, auch zellulosereiche und nährstoffarme Nahrung wie Baumrinde und Gras zu verdauen. Gras, Kräuter, Feldfrüchte aller Art wie Rüben und Kartoffeln, die mit den Vorderläufen ausgegraben werden, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, Obst, verschiedene Pilze, Baumrinde, Moos, Flechten, Heidekräuter, Knospen und junge Zweige von Bäumen und Sträuchern gehören gleichfalls zu seinem Nahrungsspektrum.
Außerhalb der Brunftzeit dominiert das Fressverhalten den Tagesrhythmus der Rothirsche. In Revieren ohne äußere Störungen wechseln sich Äsungszeiten verhältnismäßig gleichmäßig mit Ruheperioden ab, in denen die Tiere ruhen und die aufgenommenen Pflanzen wiederkauen. Die erste Äsungsperiode liegt in den frühen Morgenstunden, die letzte etwa um Mitternacht. Mit Äsen verbringen die Rothirsche insgesamt etwa sieben bis zehn Stunden am Tag und mit Wiederkäuen etwa fünf bis sechs Stunden. In Revieren, in denen es häufig zu Störungen durch den Menschen kommt, ist der Rothirsch dagegen überwiegend in der Dämmerung und Nacht auf offenen Äsungsflächen zu finden.
Die Losung des Rothirsches besteht ausschließlich aus den unverdauten Rückständen pflanzlicher Nahrung und ist dementsprechend faserig. Sie ist fest und eher kleindimensioniert und findet sich oft in der Nähe von Futterplätzen und im Bereich von Lichtungen.

Sinne und Lautäußerungen
Beim Rotwild sind alle Sinne sehr gut entwickelt, darunter auch der Geruchssinn. In der Regel bewegen sich Rothirsche gegen den Wind, wenn sie auf ihre Äsungsflächen ziehen. Ruheplätze suchen sie so, dass der Wind dort entweder kreiselt oder vor allem aus Feindrichtung weht. Die geruchliche Orientierung zeigt sich auch an anderen Verhaltensmustern: Potentielle Feinde werden vom Rothirsch häufig in einem weiten Kreis umgangen, bis der Wind aus deren Richtung weht. Kann ein Rothirsch eine Geruchsquelle noch nicht einordnen, hebt und senkt er mit leicht geöffnetem Maul und sich bewegendem Nasenspiegel den Kopf, um Witterung aufzunehmen. Menschliche Witterung kann ein Rothirsch bei günstigen Windverhältnissen auf einige hundert Meter wahrnehmen.
Die seitlich stehenden Augen mit den großen ovalen Pupillen erlauben den Rothirschen, ohne Kopfdrehung einen weiten Umkreis zu überblicken. Sie reagieren dabei besonders auf Bewegungen. Das Erkennungsvermögen für unbewegte Gegenstände ist dagegen nicht sehr hoch entwickelt. Die stark erweiterungsfähigen Pupillen ermöglichen, auch während der Dämmerung gut zu sehen. Rothirsche sind in der Lage, ihre Ohren unabhängig voneinander zu bewegen. Sie können daher die Richtung, aus der Geräusche kommen, sehr genau orten. Sie lernen auch, sich an bestimmte Geräusche zu gewöhnen und sie als ungefährlich einzuordnen, so dass ein Flüchten über längere Distanzen unterbleibt. Dazu zählen beispielsweise die Geräusche der Motorsägen von Waldarbeitern oder redende Wanderer, die auf den Wegen verbleiben.
Beim sogenannten „Sichern“ spielen die drei Sinne zusammen, und der Rothirsch überprüft mit Nase, Augen und Ohren, ob für ihn Gefahren lauern. Dabei nimmt er eine gespannte Körperhaltung ein, bei der der Hals aufgerichtet und die Ohren steil gespitzt sind. Die Augen sind weit geöffnet. Die Erregung des Tieres drückt sich auch in einer stechschrittartigen und schnellen Fortbewegung aus. Verharrende Rothirsche winkeln häufig einen der Vorderläufe an. Die gespannte Körperhaltung erlaubt dem Tier ein schnelles Herumwerfen und Flüchten, sobald es etwas als potentiell bedrohlich identifiziert hat.
Rothirsche verfügen über eine Reihe verschiedener Töne. Am bekanntesten ist das Röhren der männlichen Hirsche in der Brunft, das im Herbst zu hören ist. Auf die Funktion und das Klangbild wird im Kapitel Brunft eingegangen. Beim Säugen lässt das Kalb sogenannte „Behaglichkeitslaute“ hören – kurze, nasale Laute, die es rhythmisch ausstößt. Die Bettellaute, mit denen ein hungriges Kalb nach seiner Mutter ruft, sind gleichfalls nasal. Die Stimmlage fällt am Ende leicht ab. Bei den sogenannten Verlassenslauten ist der Ruf am Anfang hoch und fällt dann stark ab. Ein gellend-klagender Ruf ist zu hören, wenn sich die Kälber unmittelbar bedroht fühlen. Muttertiere sind dabei in der Lage, ihre Kälber an der Stimme zu erkennen.
Rothirsche geben kurze bellende Schrecklaute von sich, wenn sie durch Vorgänge beunruhigt werden, deren Ursache sie nicht erkennen können. Sie werden durch heftiges Ausstoßen der Luft erzeugt. Meist sind es Alttiere, die diesen Laut von sich geben.
Haarwechsel
Das sog. Verfärben beschreibt den Haarwechsel im Frühjahr und Herbst. Das Rotwild verfärbt im September/Oktober die jüngeren Stücke früher als die älteren. Merken kann man also:
Jung verfärbt früh, alt verfärbt spät.
Das Winterhaar ist dunkel grau-braun und mit dichter Unterwolle etwas länger. Der Hirsch trägt seine Brunftmähne bis zum Verfärben im Frühjahr. Im Mai verfärbt das Rotwild auf ein rotbraunes, kürzeres Sommerhaar

Die Färbung des Haarkleides variiert in Abhängigkeit von Jahreszeit, Geschlecht und Alter. Von den Tasthaaren am Maul abgesehen, werden sämtliche Haare zweimal jährlich gewechselt. Viele Rothirsche weisen vom Nacken bis zum Ansatz des Schwanzes einen Aalstrich auf. Für alle Rothirsche ist es charakteristisch, dass der Spiegels grauweiß bis gelblich-weiß ist. Der Spiegel ist von schwärzlichen Haaren umrahmt und damit deutlich gegen die übrige Rückenpartie abgesetzt. Beim männlichen Rothirsch sind die Brunftkugeln ebenfalls sehr hell gefärbt. Den in West- und Nordeuropa beheimateten männlichen Rothirschen wächst vor der Brunft eine Halsmähne, die am Vorderhals bis zu fünfzehn Zentimeter lang werden kann. Abweichende Fellfärbungen treten auch in freier Wildbahn auf. Die weiße Fleckung, wie sie für Kälber typisch ist, bleibt gelegentlich deutlich abgeschwächt bei adulten Rothirschen erhalten. In einigen Populationen weisen einige der Tiere am Kopf eine weiße Blesse auf, oder sie sind an den Fesseln weiß gefärbt. Auch rein weiße Tiere sind in seltenen Fällen in freier Wildbahn zu beobachten. In Wildgehegen und -gattern werden solche Farbmutationen, die auch als Blesswild bezeichnet werden, mitunter gezielt gepflegt. Anders als beim Reh oder Damhirsch, wo Tiere mit einem schwarzen Haarkleid häufiger zu beobachten sind, ist Melanismus beim Rothirsch äußerst selten.


Geweih – und Gehörnzyklus
Hirsche werden nach der Endenzahl ihrer Geweihstangen unterschieden. Ein Zwölfender ist beispielsweise ein Rothirsch, bei dem mindestens eine Geweihstange sechs Enden oder Sprossen aufweist. Ist dies bei beiden Geweihstangen der Fall, spricht man von einem „geraden“ Zwölfender, hat eine der beiden Stangen weniger Enden, von einem „ungeraden“. Die Geweihstangen sitzen dabei auf kurzen Stirnzapfen, den sogenannten Rosenstöcken. Jährlich baut der Hirsch auf diesen Rosenstöcken ein neues Geweih auf, nachdem er im Februar die Stangen des Vorjahres abgeworfen hat.

Junge Hirsche, deren Geweihe noch keine Verästelungen aufweisen, nennt man Spießer.
Hirschkälber entwickeln im Winter ihres ersten Lebensjahres den sogenannten Rosenstock, einen kurzen walzenförmigen Stirnbeinfortsatz. Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist dieser in Form von zwei kleinen Höckern, aus denen sich im Verlauf der Sommermonate erste, noch unverzweigte Geweihstangen, die sogenannten Spieße, entwickeln.
Aus dem Spießer wird ein Gabler, d. h., dass die Stange zu einer Gabel geformt ist.
Je nach Veranlagung und Umweltbedingungen können dem jungen Hirsch erneut unverzweigte und verhältnismäßig kleinbleibende Spieße oder ein sogenanntes Gabelgeweih wachsen. Beim Gabelgeweih verzweigen sich die Geweihstangen das erste Mal. Es entwickelt sich die sogenannte Augsprosse. Gelegentlich entwickeln sich junge Hirsche bereits zu diesem Zeitpunkt zu einem Achtender.
Ein Hirsch mit drei Enden pro Stange wird zum Sechser, mit vier zum Achter usw.
Ein Hirsch mit mindestens drei Enden am Ende der Stange hat eine Krone und heißt deswegen Kronenhirsch.
Ist eine Eissprosse vorhanden, spricht man vom Eissprossen- Achter, -Zehner, usw.
In einem Alter von ca. 12 Jahren, fangen Hirsche an "zurückzusetzen". Das heißt, kurz vor diesem Zeitpunkt tragen die Hirsche ihr stärkstes Geweih. Ab dann werden die Geweihe in Größe und Gewicht kleiner und entwickeln sich schlechter. Nicht selten tragen sehr alte Hirsche nur noch Geweihstümpfe.
Sehr selten kommen Hirsche ohne Geweih (Gendefekt) vor. Diese nennt man dann Mönchs- oder Plattkopf.

Diese Entwicklung muss nicht immer so chronologisch erfolgen und ist kein Hinweis auf das Alter, da die Geweihentwicklung von weiteren Faktoren bestimmt ist!
Der Geweihaufbau erfolgt grundsätzlich an den Spitzen der Stangen und den Enden. Unter idealen Bedingungen nehmen tendenziell sowohl die Länge der Geweihstangen, das Geweihgewicht und die Endenzahl bis etwa zum zwölften Lebensjahr eines Hirsches zu. Hirsche weisen selten mehr als 20 Enden am Geweih auf.
Das Geweih wird je nach Lebensalter jährlich etwa im Februar bis April abgeworfen. Eine Neubildung setzt kurzzeitig danach wieder ein und ist in ca. 5 Monaten (140 Tagen) abgeschlossen. Der Geweihabwurf erfolgt umso eher, je älter der Hirsch ist. Hirsche mit großem Geweih bilden innerhalb dieser knapp vier Monate eine Knochensubstanz von vier bis fünf Kilogramm Gewicht aus.
Im Durchschnitt wird das Geweih 90 bis 105 Zentimeter lang (je Stange) und wiegt 6 bis 6,5 Kilogramm (einschließlich Schädel). Außergewöhnlich große Geweihe messen zwischen 130 und 140 Zentimeter und bringen 18 bis 21 Kilogramm auf die Waage.


Das Geweih ist während seiner Wachstumsphase (Der Hirsch schiebt sein Geweih und wird Kolbenhirsch genannt) mit einer behaarten Haut, der sogenannten Basthaut, überzogen. Dieser Bast ist ebenso wie das noch wachsende Geweih von Blutgefäßen durchzogen. Mit fortschreitendem Wachstum verknöchert das Geweih, und schließlich verliert auch die Basthaut die nährende Funktion. Bei ausgewachsenen Hirschen ist das Wachstum des Geweihs im Juli bis Anfang August abgeschlossen, und die Hirsche beginnen, durch Fegen des Geweihs an Zweigen, Sträuchern und trockenen Pflanzenteilen die Basthaut abzustreifen. Die noch durchblutete Basthaut hängt zu diesem Zeitpunkt gelegentlich in blutigen Streifen vom Geweih herunter.
Ein frisch gefegtes Geweih ist durch eine noch helle Farbe gekennzeichnet. Erst in den nächsten Wochen verändert sich die Geweihfarbe hin zu einem hellbraunen bis schwarzbraunen Ton. Welche Farbe sich entwickelt, hängt von den zum Fegen genutzten Pflanzen und ihren unterschiedlich stark färbenden Säften ab.

Lebensweise
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ursprünglich in offenen und halboffenen Waldgebieten
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früher auch tagaktiv, durch zunehmenden Beunruhigung vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv geworden
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Kahlwildrudel leben ganzjährig mit Kälbern und Jährlingen zusammen, selten auch noch 2jährige Hirsche, geführt von einem Alttier mit Kalb (Leittier)
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Hirsche bilden eigene Rudel, die sich vor der Brunft auflösen und danach wieder zusammenfinden
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hierarchische Ordnung
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nicht territorial
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ältere nicht mehr beschlagenes Kahlwild nennt man Gelttier
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Alte Hirsche werden zu Einzelgängern und gehen nicht mehr im Rudel mit
Lebensraum
Rotwild bevorzugt Räume strukturreichen Wäldern, Dickungen, und großen offenen Lichtungen. Sie können aber auch in urwaldartig geschlossenen und nahrungsarmen Waldgebieten oder nahezu baumfreier Landschaft wie etwa in Schottland gut überleben. Da der Rothirsch sowohl in den kalten Hochlagen der Alpen, in den feuchten Flussauen Südosteuropas und in den heißen und trockenen Tiefebenen Spaniens vorkommt, kann er, was seine Lebensraumansprüche betrifft, als anpassungsfähige Art gelten. Das Verbreitungsgebiet des Rothirsches umfasst Europa, Westasien, Zentralasien und Nordafrika.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit des Rotwild oder auch Brunft beginnt Anfang September und dauert fünf bis sechs Wochen. Schon gegen Ende August trennen sich die älteren männlichen Hirsche von den Hirschrudeln und suchen die Kahlwildrudel auf. Auf dem Weg in die Brunftgebiete (an den Brunftplatz) legen die Hirsche dabei mitunter größere Strecken zurück. Es sollen Strecken bis 120km belegt sein. Der Brunftplatz ist meist eine bevorzugte ebene Äsungsstelle des Kahlwildrudels, z.B eine Waldlichtung. Zu Beginn halten sich dann in der Nähe des Kahlwildrudels mehre Hirsche auf. Zunächst wird durch Drohen und vereinzelten Kämpfen der Platzhirsch ausgemacht. Während die sich in weiterer Entfernung aufhaltenden Hirsche Beihirsche genannt werden. Der Kampf wird vom unterlegenen Tier beendet. In einem Moment, in dem der gegnerische Kampfdruck etwas nachlässt, löst sich der Unterlegene vom anderen Hirsch, indem er sich um 180 Grad herumwirft und flüchtet. Der andere Hirsch reagiert darauf reflexartig mit dem sogenannten Sprengruf, bei dem der Kopf ruckartig nach oben geworfen wird. Dies verhindert in der Regel ein Nachstoßen mit dem Geweih nach dem fliehenden Hirsch. Kennzeichnend für den Platzhirsch ist, dass er die Tiere, welche sich vom Rudel entfernen, wieder zurücktreibt. Dazu überholt er das sich entfernende Tier und schreitet in einer Imponierhaltung vor ihm her. Diese Imponierhaltung ähnelt einem Stechschritt, verbunden mit hoch erhobenem Haupt und oben gerichtetem Äser.
Grundsätzlich übernimmt der Platzhirsch jedoch keine Führungsrolle im Brunftrudel. Er hält sich lediglich im Umfeld eines Kahlwildrudels auf, das nach wie vor seinem Leittier folgt.
Zu den typischen Verhaltensmerkmalen des Platzhirsches gehört außerdem das Markieren des Brunftterritoriums durch Urin und Drüsensekrete. Der Urin des Hirsches enthält das Geschlechtspheromon Androsteron, das so intensiv riecht, dass es auf dem Höhepunkt der Brunft auch vom Menschen wahrgenommen werden kann. Scharren, das kampfähnliche schieben mit dem Geweih im Boden und intensives Suhlen gehören ebenfalls zu den typischen Verhaltensweisen des Platzhirsches.
Paarung
Von einer gekrümmten Körperhaltung geht grundsätzlich eine sehr starke Signalwirkung aus. Sie wird grundsätzlich als Paarungsaufforderung verstanden. Rothirsche reiten deshalb auch auf anderen männlichen Tieren auf, wenn diese beispielsweise aufgrund einer Verletzung eine solche Haltung einnehmen. Brünftigen Tieren des Kahlwildrudels folgt der Hirsch mit vorgestrecktem Kopf. Nur wenn das weibliche Tier paarungsbereit ist, bleibt es mit etwas gekrümmtem Rücken, eingewinkelten Hinterläufen und gesenktem Haupt stehen. Der Hirsch beleckt zuerst die Region um die Scheide und reitet dann auf. Dabei werden die Vorderläufe fest um den Rumpf des weiblichen Tieres geklammert und im Moment des Samenergusses stößt sich der Hirsch mit den Hinterläufen vom Boden ab. Kommt es nicht zur Befruchtung, ovulieren die weiblichen Tiere bis maximal sechs Mal während der Brunftzeit. Der Abstand beträgt etwa jeweils 18 Tage.
Die Setzzeit ist im Wesentlichen im Juni, demnach ist die Tragzeit rund 8,5 Monate (34 Wochen). In der Regel wird ein Kalb gesetzt, Zwillingsgeburten kommen aber vor. Außerhalb des Rudels und des eigenen Einstand wird das Kalb abgelegt. Am Anfang ist die Geschlechter Unterscheidung extrem schwer. Die Stellung des Jungtier im Rudel ist ebenso abhängig von der Stellung des Alttier.
Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache
Am lebenden Rotwild sind der Körperbau, das Verhalten und beschränkt das Geweih Merkmale der Altersbestimmung. Das Kahlwild ist relativ einfach anzusprechen, da im Rudel die Tiere gut miteinander vergleichbar sind. Bei einem starken Kalb und eher schwächerem Schmaltier kann es im Winter aber durchaus zu Verwechslungen kommen. Im Mai bis Juli sind die Alttiere bzw. führende Alttiere sehr gut am prallen Gesäuge erkennbar.
Kürzlich gesetzte Jungtiere sind schwer zu unterscheiden.
Junge Hirsche (1.-3. Kopf)
Hirsche vom 1. und 2. Kopf stehen in der Regel noch beim Alttier und deren Geweih ist ohne Rosen ausgebildet. Ab dem 3. Kopf beginnt der Hirsche eine Mähne zu tragen.
Jugendliche Hirsche ( Mittelklasse; 4. – 11. Kopf)
Ab dem 4. Kopf wird der Hirschtypische Rumpf, auch Gebäude genannt, erkennbar und beginnt sich nach vorne zu verlagern. Ab dem 7. Kopf wird das Gesicht wird zunehmend markanter und älter wirkend, der Rücken beginnt sich zu senken. Am Zahnstatus (am erlegten Stück) ist eine genauere Altersbestimmung möglich.
Reife Hirsche (12. Kopf aufwärts)
Frühestens ab 12. Kopf kann ein reifer Hirsch als solcher angesprochen werden.
Wir unterscheiden dann noch in Zukunftshirsche und Abschusshirsche. Neben der körperlichen Entwicklung die eindeutig erkennbar ist, weist auch die Geweihentwicklung auf die Verfassung des Hirsches hin. Eine Schwungvolle lange Auslage, mit starken stumpfen Enden ist ideal. Kurz und Spitz weist auf eine nicht gute Entwicklung hin.


Wildschäden
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Starke Auswirkung auf die Häufigkeit von Pflanzenarten
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Feldschaden; in Getreidefeldern (Weizen, Mais) zur jeweiligen Zeit der Milchreife bis zur Reife sowohl Frass- als auch Trittschaden
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Schäden im Wald durch Rotwild entstehen durch Verbiss
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Schälen; Rothirsche schälen Bäume, indem sie mit den Schneidezähnen im Unterkiefer etwa in Schulterhöhe die Baumrinde erfassen und die Rinde dann vom Stamm abziehen. Während der Sommerzeit, wenn sich lange Rindenstücke einfach abschälen lassen, sind Rothirsche sehr häufig beim Schälen von Bäumen zu beobachten. Im Winter ist Schälung vor allem eine Reaktion auf Nahrungsknappheit.
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Verbiss; Rothirsche fressen außerdem junge Baumtriebe, in denen sich für ihre Ernährung wichtige Nährstoffe befinden. Verbissen werden sowohl die Leittriebe junger Bäume, wie auch Zweige und Äste.
Jagdzeit
Kälber: 1. August - 28. Februar
Schmalspießer: 1. Juni - 28. Februar
Schmaltiere: 1. Juni - 30. Januar
Hirsche und Alttiere: 1. September - 30. Januar
Fährte / Trittsiegel
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Das Trittsiegel des Vorderlaufes ist beim Hirsch etwas stärker als beim Tier (1 cm breiter) und bei beiden ist das Siegel des Vorderlauf stärker als das des Hinterlaufes.
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Die äußere Schale des Vorderlaufes ist etwas länger als die innere Schale.
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Das Trittsiegel eines Hirsches ist ca. 8 bis 9 cm lang und 6 bis 7,5 cm breit, das eines Tieres 6 bis 6,5 cm lang und 4 bis 5 cm breit. Seine Größe ist abhängig von der Wildbretstärke und vom Alter des Stückes.
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Es werden 3 Gangarten unterschieden: Ziehen (Schritt), Trollen (Trab) und Flucht (Galopp).
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Je schneller sich Rotwild fortbewegt, umso mehr verringert sich die Weite der Schränkung. Der Hirsch schränkt am meisten während der Feistzeit und am wenigsten nach der Brunft. Das Tier schränkt am meisten im Frühjahr, wenn es hoch beschlagen ist.
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Der sog. Schrank (Schränkung) beschreibt den Abstand zwischen den Abdrücken der linken und rechten Läufe

Damwild (Dama dama)

Körperbau
Kleiner und leichter als Rotwild hat der Damhirsche eine Kopf-Rumpflänge von 120 bis 140 Zentimetern, einen etwa 20 Zentimeter langen Wedel und eine Schulterhöhe von 80 bis 100 Zentimetern. Das Gewicht variiert bei den Hirschen gewöhnlich zwischen 50 und 90 Kilogramm. Die Tiere wiegen dagegen zwischen 35 und 55 Kilogramm. Das Gewicht der Hirsche schwankt im Jahresverlauf erheblich; so nehmen sie während der Feistzeit stark zu, verlieren aber in der Brunft bis zu 30 Prozent ihres Körpergewichts. Die jahreszeitlichen Schwankungen sind bei den Tieren weniger ausgeprägt, das Gewicht schwankt im Jahresverlauf etwa um 10 Kilogramm. Es erreicht den niedrigsten Wert zwischen Januar und April und den höchsten zwischen September und November. Tiere haben einen ebenmäßigen, leichteren Körperbau und unterscheiden sich vor allem durch ihre Gangart und ihren längeren Wedel, der ständig in Bewegung ist, auffällig von den ansonsten ähnlich gebauten (Rot)Hirschkühen. Hirsche sind im Vergleich zum Rothirsch plumper und gedrungener gebaut. Er hat einen kürzeren Hals, kürzere und weniger starke Läufe, deutlichere Tränengruben und ein mit runder Stange und Augensprosse versehenes, oben schaufelförmiges Geweih mit Sprossen am hinteren Rand. Der Kehlkopf ist bei adulten Damhirschen gut sichtbar, er befindet sich etwa 15 Zentimeter unterhalb des Kiefers. Die Bauchpartie wölbt sich verhältnismäßig stark nach unten. Der Pinsel ist bereits bei Jungtieren ab Ende August deutlich erkennbar. Nach der Feistzeit im Spätsommer weisen Damhirsche durch die Speicherung von Vorratsfett häufig am Hals einen starken Fettansatz auf.
Zahnformel / Gebissentwicklung
Das Gebiss des Damwild ist ein typisches Wiederkäuergebiss, allerdings (anders als beim Rotwild) ohne Grandeln. Das Dauergebiss ist mit ca. 26 Monaten komplett durchgewechselt. Das Milchgebiss ist fertig mit 4 Monaten. 20 Zähne.
Ab dem 5. Monat wird M1 geschoben.
Ab dem 13. Monat wird M2 geschoben.
Ab dem 21. Monat wird M3 geschoben.
Im Milchgebiss ist der P4 noch dreiteilig und wird im Dauergebiss zweiteilig.

Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Auch wenn das Damwild zu den Mischtypen gehört, hat es eine Tendenz zu den Grasfressern, also Raufutterfressern. Wie alle Schalenwildarten (außer natürlich den Schwarzwild) ist auch Damwild ein Wiederkäuer. Das eher, die Äsung betreffend, Anspruchslose Wild ernährt sich von Gräsern, Knospen, Kräutern, Rinde, Pilzen, Getreide, Baumfrüchten wie Kastanien und Eicheln, sowie Obst und Hackfrüchte.
Damhirsche äsen und wiederkäuen tags und nachts in Intervallen von etwa drei bis vier Stunden, die längsten und intensivsten Äsungsintervalle finden morgens und in der Abenddämmerung statt. Während des Sommers, wenn der Ernährungsbedarf besonders hoch ist, verbringen Damhirsche bis zu 80 Prozent der Zeit mit Äsen. Im Winterhalbjahr geht die Nahrungsaufnahme selbst bei reichlichem Nahrungsangebot zurück. Die Nahrung ist grundsätzlich sehr wasserhaltig, so dass Damhirsche in der Lage sind, ohne Wasser auszukommen.
Die Losung ist ähnlich des Rotwild.
Sinne und Lautäußerungen
Die Lautäußerungen des Damwild sind sehr vielfältig. Vom Blöken, Miauen, Fiepen, Schrecken, Klagen oder dem Brunftruf ist alles dabei. Blökende Laute sind vom Tier vor allem im Sommer und Frühherbst zu vernehmen, rufend nach den Kälbern. Diese antworten darauf mit einem hellen Fiepen. Miauende Laute, die wie ein kurzes „mi mi mi“ klingen, sind von den Tieren in der Brunft zu vernehmen und zählen zu den typischen Lauten, die in der Nähe eines Brunftrudels zu vernehmen sind. Der Brunftruf ist weniger melodisch als das Röhren des Rothirsches, es handelt sich dabei um grunzende oder rülpsende Laute, die in schneller Folge ausgestoßen werden. Das Klagen ist nur bei höchster Erregung und als Reaktion auf eine ausweglos erscheinende Situation zu hören. Es ist beispielsweise dann zu vernehmen, wenn ein Damhirsch von einem Hund gehetzt wird. Brunftrufe sind auf große Entfernungen zu hören. Aufgeschreckte und erregte Tieren geben bellende Laute von sich.
Die Sinne des Damwild sind sehr gut ausgebildet. Damwild kann stehende Objekte erkennen und Äugt damit extrem gut. Ebenso der Geruchssinn. Wie beim Rotwild sind die Drüsen ebenfalls mit zur innerartlichen Kommunikation ausgebildet, aber auch der Geruch spielt auch bei der Feindwahrnehmung eine Rolle. Menschlicher Geruch wird auf eine Entfernung von bis zu 400 Meter wahrgenommen.
Die seitlich stehenden Augen erlauben dem Damhirsch, ohne Kopfdrehung einen weiten Umkreis zu überblicken. Das Erkennungsvermögen für unbewegte Gegenstände ist nicht sehr hoch entwickelt, Damhirsche reagieren wie viele andere Hirsche besonders auf Bewegungen.
Damhirsche sind in der Lage, ihre Lauscher unabhängig voneinander zu bewegen und dabei um 180 Grad zu drehen. Das erlaubt ihnen, ein Geräusch sehr genau zu orten, ohne Kopf und Körper zu bewegen und damit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In der Regel reagiert ein Damhirsch auf auffällige Geräusche nicht mit Flucht, sondern mit einem sichernden Verhalten, bei dem der Geruchs- und der Gesichtssinn zum Einsatz kommen.
Haarwechsel
Der Haarwechsel findet zweimal im Jahr statt. Bei normal gefärbtem Damwild ist das Sommerhaarkleid hell-rostbraun mit auffallend weißen Flecken. Diese Fleckenreihen beginnen fast am Hinterrand der oberen Hinterläufe und ziehen sich über die Seiten des Rumpfes und den Rücken bis zum Trägeransatz. Auf dem Rücken verläuft ein dunkler Aalstrich, der sich bis zur Spitze des Wedels fortsetzt. Die Flanken und Bauchunterseite sowie die Läufe sind hell und einfarbig, der Träger ist hell rostbraun. Der Spiegel ist schwarz umrandet, so dass mit dem dunklen Wedel eine lebhafte Zeichnung der hinteren Partie entsteht.
Im Winter ist der Damhirsch an Kopf, Träger und Ohren braungrau, auf dem Rücken und an den Seiten schwärzlich, an der Unterseite aschgrau. Die Fleckung ist dann nur noch andeutungsweise sichtbar. Der Haarwechsel beginnt bei Jungtieren Anfang Mai, ältere ab Mitte Mai und dauert vierzig Tage. Der Wechsel vom Sommerhaarkleid ins Winterhaarkleid beginnt zwischen Anfang und Mitte September. Hirsche benötigen etwas länger für den Haarwechsel, da in die Zeit des Haarwechsels auch die Brunft fällt.








Farbanomalie beim Damhirsch
Im Vergleich zu anderen wildlebenden Paarhufern kommen beim Damhirsch Farbanomalien verhältnismäßig häufig vor. Dieses häufige Auftreten ist vermutlich auf die jahrhundertelange halbdomestizierte Haltung in Hirschparks zurückzuführen. In freier Wildbahn weisen heute von zehn Damhirschen einer bis drei eine von der normalen Färbung abweichende Farbe auf. Einige haben ein Sommerhaarkleid, das in seiner Farbe an die von Rothirschen ähnelt und bei denen die Fleckung fast oder ganz fehlt. Sie weisen jedoch noch den dunklen Aalstrich und die dunkle Umrandung des Spiegels auf. Andere haben ein hellbraunes Sommerkleid mit der für Damhirsche typischen weißen Fleckung, ihnen fehlt jedoch der Aalstrich, lediglich die Schwanzoberseite ist dunkel. Bei diesen Tieren sind typischerweise die Körperseiten, die Bauchunterseite sowie die Beine fast weiß.
Schwarze Farbmorphen sind die häufigste Varianten des Damhirsches. Bei diesen Tieren ist die Haardecke bis auf die Bauchunterseite und die Läufe rein schwarz, Beine und Bauchunterseite sind dagegen grauschwarz.
Weiße Farbmorphen kommen gleichfalls vor. In der Regel haben diese Damhirsche eine normale Augenfarbe, Albinismus, der mit roten Augen einhergeht, ist bei Damhirschen sehr selten. Weiße Damhirsche sind als Kälber grau/gelb mit einer Fleckfärbung, sie werden erst mit den weiteren Haarwechseln immer heller. Bis sie ein weißes Haarkleid aufweisen, können ein bis mehrere Jahre vergehen. Daneben gibt es gescheckte Tiere, bei denen einzelne Körperpartien weiß oder schwarz sind.

Geweih – und Gehörnzyklus
Auch beim Damwild bilden nur Hirsche ein Geweih aus. Das normal entwickelte Geweih ist gewöhnlich jeweils aus einer Augsprosse, darüber einer Mittelsprosse und einer mehr oder weniger ausgeprägten Verbreiterung, der sogenannten Schaufel, bestehend. Eissprossen kommen bei Damhirschen verhältnismäßig selten vor. Der vordere Rand der Schaufel ist in der Regel glatt, die übrigen Seiten können ausgebuchtet oder eingeschlitzt (beides unerwünscht) sein. Der Abwurf des Geweihs erfolgt bei ausgewachsenen Hirschen in der Regel von Anfang April bis Anfang Mai.
Ähnlich der Rothirschen erfolgt der Abwurf umso früher, je älter die Hirsche sind. Das Wachstum des neuen Geweihs setzt kurz nach dem Abwurf ein. Auch hier spielen bei seiner Entwicklung äußere Faktoren wie die Ernährung neben dem Alter der Hirsche eine Rolle. Bei gut entwickelten Hirschen haben im 7. bis 8. Lebensjahr die Stangen eine Länge von mindestens 55 Zentimeter, das Geweihgewicht beträgt in der Regel zwei Kilogramm. In Ausnahmefällen erreichen die Geweihstangen eine Länge von bis zu 90 cm, die Auslage der Geweihstangen beträgt zwischen 30 und 80 Zentimeter. Bei Jungtieren sind die Rosenstöcke bis zum Februar des auf die Geburt folgenden Jahres ausgebildet. Auf diesen entwickeln sich ab Februar oder März im Regelfall unter der Basthaut die noch nicht vereckten Stangen, die sogenannten „Spieße“ ohne Rosen. Sie sind zwischen 5 und 40 Zentimeter lang. Junge Hirsche fegen bereits ab Mitte August und damit etwas früher als adulte Hirsche.
Ein Damhirsch im dritten Jahr (zweiter Kopf) hat Rosen, Aug- und Mittelsproß sowie eine Gabel am Stangenende. Er wird Knieper oder Sproßler genannt. Ein Damhirsch vom 3. Kopf wird Löffler oder Knieper genannt, da sich am Stangenende eine Schaufel andeutet. Ältere Damhirsche werden als Schaufler bezeichnet. Anders als beim Rotwild ist hier also eine Altersbestimmung ungefähr möglich Anhand des Geweihs.

Lebensweise
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In Regionen mit hohem Damwildbestand ist der Rehbestand in der Regel niedrig. Damhirsche scheinen dem Rehwild zu unruhig zu sein, so dass Rehe bei sich näherndem Damwild die Äsungsflächen verlassen.
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Rot- und Damhirsche werden in der Regel nicht in einem Revier nebeneinander gehegt, da sie in ihren Äsungsansprüche konkurrieren.
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Damhirsche sind grundsätzlich soziale Tiere, die in Trupps oder Rudeln leben.
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Ausgewachsene Tiere leben von der Brunftzeit abgesehen gewöhnlich in jeweils nach Geschlechtern getrennten Rudeln, eine strenge Rudelbildung findet allerdings nicht statt. Lediglich sehr alte Hirsche leben gelegentlich einzelgängerisch.
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Die Größe der einzelnen Rudel ist abhängig vom Lebensraum. In Lebensräumen mit einem hohen Anteil an Freiflächen sind die Rudel tendenziell größer als in den Lebensräumen, die überwiegend waldbestanden sind. Rudel können zwischen 30 und 200 Stücken umfassen.
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Kahlwildrudel, denen sich regelmäßig auch Damhirsche anschließen, sind nahezu während des gesamten Jahres anzutreffen. Sie setzen sich in der Regel aus mehreren Mutterfamilien zusammen. Kurz vor dem setzen des diesjährigen Kalbes sondern sich die tragenden Damtiere vom Rudel ab und bleiben nach der Geburt ihres Nachwuchses zunächst für einige Wochen alleine. Erst dann schließen sie sich wieder zu Rudeln zusammen. Die vorjährigen Kälber, halten sich in dieser Zeit in der Nähe auf und schließen sich im Juli wieder dem Muttertier und dem neuen Geschwister an.
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Schmaltiere verbleiben in diesen Mutterfamilien, die den Kern der Kahlwildrudel darstellen, bis zur Brunft oder noch in den bis in den Winter hinein.
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Bei den Spießern ist die Bindung an die Muttergruppe weniger ausgeprägt. Bei ihnen endet die Bindung an die Muttergruppe spätestens gegen Ende des zweiten Lebensjahres, sie verlassen die Muttergruppe gelegentlich jedoch deutlich früher und schließen sich gelegentlich auch anderen Kahlwildrudeln an.
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Die Zusammensetzung des Kahlwildrudels ändert sich kurzzeitig in der Brunft. Alt- und Schmaltiere ziehen auf die Brunftplätze und bilden dort rein weibliche Rudel. Die Kälber halten sich in der Nähe in temporären Jugendgruppen auf. Erst ab November bilden sich wieder die alten Zusammenschlüsse.
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Im Zeitraum Oktober bis Dezember bilden sich die Brunftrudel und in der Regel lösen sich die Brunftrudel im Dezember wieder auf.
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Reine Hirschrudel umfassen in der Regel weniger Tiere als die Kahlwildrudel, meist gehören zwischen sieben und zwölf junge bis mittelalte Hirsche einem Rudel an.
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Hirschrudel beginnen sich aufzulösen sobald das Fegen der Geweihe im August abgeschlossen ist. Sie beginnen dann zunehmend mit anderen Männchen um Brunftplätze zu konkurrieren.
Lebensraum
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Der Damhirsch bevorzugt lichte Wälder mit ausgedehnten Wiesen, ist aber generell sehr anpassungsfähig, so dass er in fast allen Regionen anzutreffen ist.
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Ideale Damwildreviere weisen eine dichte von Wald- und Feldfluren auf, wobei sich der Wald überwiegend aus Laubbäumen zusammensetzt mit üppigen Strauchvegetation hervor.
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Der Waldanteil im jeweiligen Lebensraum muss nicht sehr groß sein, weil Damhirsche den Wald eher als Deckung benötigen.
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Ein einzelner Damhirsch nutzt ein Gebiet zwischen 100 und 200 Hektar.
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Die biotisch tragbare Wilddichte wird von dem Wildbiologen Erhard Ueckermann als hoch angenommen. In Revieren mit sehr guten Lebensbedingungen schätzt Ueckermann sie für Damwild auf 20 Stück pro 100 Hektar, selbst wenn es nicht auf landwirtschaftlichen Flächen äsen kann und im Winter nicht gefüttert wird. Steht dem Damwild dagegen neben Wald eine gleich große Feldfläche zur Äsung zur Verfügung, steigt nach Ansicht von Ueckermann die biotisch tragbare Wilddichte auf 40 Stück pro 100 Hektar.
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Ursprünglich war das Vorkommen des Damhirschs wahrscheinlich auf Vorderasien einschließlich Kleinasien beschränkt. Er wurde aber bereits durch die Römer in anderen Regionen eingeführt. In vielen Regionen Europas ist er heute beheimatet, weil er vor allem während der Zeit des Absolutismus von Landesherren als weiteres jagdbares Hochwild eingeführt wurde. Die größten Bestände an Damhirschen gibt es heute in Großbritannien. Nach wie vor wird der Damhirsch in einigen Regionen in großen Gattern gehegt. Der Damhirsch kommt mittlerweile auch außerhalb Eurasiens vor und spielt auch in der Wildtierhaltung zur Fleischerzeugung eine große Rolle.
Fortpflanzung
Die Brunft des Damwild findet von Mitte Oktober bis Anfang November statt. Hierbei ziehen die adulten Damhirsche allein oder in Gruppen zu ihren oft schon lange bestehenden Brunftplätzen. Die Anwesenheit von Damhirschen in den Brunftrevieren ist bereits ab Ende September anhand der Schlagstellen feststellbar. Dabei zerschlagen Damhirsche einzelne junge Bäume oder herabhängende Äste mit ihrem Geweih. Beim senkrechten Herabstreichen des Kopfes an dünnen Stämmen oder Ästen streichen die Hirsche auch Sekret der Voraugendrüsen am Holz ab. Über diesen individuellen Geruch informieren Damhirsche ihre Artgenossen über ihre Anwesenheit.
In der Brunftzeit äst der Damhirsch kaum und nimmt stark an Gewicht ab. Der geschlechtsreife Damhirsch nimmt in dieser Zeit an Halsumfang zu, der Penisschaft ist ausgestülpt und abgesonderte Sekrete färben den Pinsel und die Leisten dunkel. Weiterhin ist, auch für den Menschen wahrnehmbar, der Damhirsch in dieser Zeit sehr markant riechend.
Die Brunft ist in der ersten Novemberwoche weitgehend abgeschlossen und findet solange statt, wie sich paarungsbereite Damtiere an den Brunftplätzen befinden.
Geschlechtsreif ist der Damhirsch mit 16 Monaten. Die Brunftrufe des Damhirsch sind nicht mit dem des Rothirsches zu vergleichen. Damhirsche rufen höher, eintöniger und grunzender. Es rufen sowohl liegende als auch stehende Hirsche, rufende Hirsche haben in der Regel ein Alter von mindestens drei Jahren. Von jüngeren Hirschen sind sie nur ausnahmsweise zu hören, bei ihnen ist die Tonlage der Rufe deutlich höher und die Sequenzen sind kürzer. Die Rufe sind in der Regel nur abends und morgens zu vernehmen. Die Anwesenheit von weiblichen Tieren hat keinen Einfluss auf die Rufaktivitäten der Hirsche. Starke Hirsche behaupten gegenüber Nebenbuhlern einen Brunftplatz, an dem sie mehrere Brunftkuhlen mit den Vorderläufen und zum Teil auch unter Zuhilfenahme des Geweihs scharren. Zu den typischen Verhaltensmerkmalen gehört das Markieren der Brunftkuhlen und der Umgebung durch Urin und Drüsensekrete. Alle vorbeiwechselnden Damhirsche kontrollieren diese Kuhlen und vergrößern diese. Auseinandersetzungen werden häufig nur durch Imponiergehabe ausgetragen. Kämpfe kommen aber regelmäßig vor. Dem Kampf geht eine ritualisierte Verhaltenssequenz voraus, bei dem die Hirsche zu Beginn unter anderem in einem Abstand von einigen Metern parallel zueinander schreiten, dabei ist der Kopf leicht so gedreht, dass sie die Reaktion des anderen Hirsches beobachten können. Sie werfen sich dann mit einer Vierteldrehung herum und die die Geweihe treffen frontal aufeinander. Gelegentlich kommt es zu ernsthaften Verletzungen. Auf Grund des Aufbaus des Schaufelgeweihs mit den abgerundeten Schaufeloberseiten und der im Kopf-Hals-Bereich besonders dicken und zähen Haut sind ernsthafte Verletzungen jedoch selten. Die Tiere suchen in kleinen Trupps die Brunftplätze der stärksten Hirsche auf. Brunftige Damwild Tiere halten sich nur ein bis zwei Tage auf den Brunftplätzen auf, um sich beschlagen zu lassen.
Die Damtiere sind nur für eine kurze Zeit paarungsbereit und nur ein kleiner Teil der Damtierpopulation paart sich während der Brunft mit mehr als einem Hirsch.
Damtiere bringen im Alter von zwei Jahren erstmals ein Kalb zur Welt. Die Tragezeit der Damtiere beträgt ca 230 Tage. Die Setzzeit fällt vor allem in den Monat Juni und liegt durchschnittlich etwa 14 Tage später als beim Rotwild. Auch wenn Zwillinge und Drillinge vorkommen, setzt das Damtier in der Regel nur ein Kalb.
Kurz vor der Geburt suchen die Damtiere eine geschützte Stelle, während des Geburtsvorgangs liegen sie gewöhnlich. Das gesetzte Kalb wird vom Muttertier trocken geleckt, etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde nach der Geburt saugt das Kalb das erste Mal. Kälber sind bereits 24 Stunden nach der Geburt in der Lage, über eine kurze Strecke zu flüchten. Sie suchen gewöhnlich nicht weit entfernt Schutz in der Deckung, wo sie in eingerollter Bauchlage sich an den Boden drücken. In dieser Zeit kehrt das Muttertier fünf bis sechs Mal am Tag zu ihrem in Deckung liegenden Kalb zurück, um es zu säugen. Damtiere säugen ihren Nachwuchs bis ins Frühjahr. Junges Damwild schließt sich schon ab einem Alter von zwei Wochen kurzfristig zu Jugendgruppen zusammen, die jedoch immer in der Nähe der Muttertiere bleiben.
Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache
Hirsche
Dauergebiss mit ca. 26 Monaten
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Hirschkalb (sichtbarer Pinsel ab September, das erste Geweih wird im April bis Juni des auf die Geburt folgenden Jahres geschoben)
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1. Kopf Schmalspiesser
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2. Kopf Knieper (Aug- und Mittelsprosse, schmale Schaufel)
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3. Kopf Löffler / angehender Schaufler
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4. und 5. Kopf Halbschaufler
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6. und 7. Kopf Schaufler
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8. Kopf Vollschaufler
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Hirsche der Jungendklasse sind am Körperbau zu erkennen. Erst im 6. Lebensjahr ist der Hirsch ausgewachsen. Das Aussehen ist tatsächlich eher jugendlich
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Ältere Hirsche wirken ebenso. Hängebauch, sichtbarer Drosselkopf, insgesamt breiter und massiger, sowie dunklerer Körperbau
Tiere
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Dauergebiss mit ca. 26 Monaten
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Kalb
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Schmaltier
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Alttier
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Schmal und Alttier deutlich am Größen Unterschied zu erkennen
Wildschäden
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Verbiss-, Schäl- und Fegeschäden an Wald- und Feldkulturen
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Fegeschäden entstehen, wenn Damhirsche während der Brunft einzelne Jungbäume oder herabhängende Randäste älterer Bäume mit ihrem Geweih fegen. Damhirsche bevorzugen zum Fegen die im Revier selteneren Baumarten wie Fichten und Wacholder in Kiefern- gebieten oder Lärchen und Douglasien in Laubwaldrevieren
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Generell lassen sich Verbiss- und Fegeschäden an den verschiedenen Kulturen nicht eindeutig dem Damwild zuordnen, da auch Reh- und Rotwild solches verursacht
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Eine der wesentlichen Maßnahmen zur Verringerung solcher Schäden ist eine geringe Wilddichte und eine Verbesserung des natürlichen Äsungsangebotes
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Auch die Fütterung in Zeiten mit geringem Äsungsangebot gehört zu den Maßnahmen, um Wildschäden gering zu halten.
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Im Straßenverkehr besonders häufig Unfälle verursachend
Jagdzeit
Kälber: 1. September - 28. Februar
Schmalspießer: 1. Juli - 28. Februar
Schmaltiere: 1. Juli - 30. Januar
Hirsche und Alttiere: 1. September - 30. Januar
Fährte und Trittsiegel
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Im Galopp flüchtende Hirsche weisen eine Schrittweite von etwa 2,50 Meter auf
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Bei Tieren sind dagegen die Abstände geringer und liegen zwischen 1,50 und 2 Metern
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Für die Trittsiegel flüchtender Damhirsche sind gespreizte Schalen und sich abdrückende Afterklauen charakteristisch
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Das Sprungvermögen der Damhirsche ist gut ausgebildet, die etwas größeren Hirsche können Hindernisse bis zu einer Höhe von 1,80 Meter überspringen, Tiere dagegen solche mit einer Höhe von etwa 1,50 Meter
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Flüchtende Damhirsche suchen häufig nicht die nächste Deckung auf, sondern flüchten nach Störung auf Distanz und verharren dann, wobei sie den Störer weiterhin beobachten
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Gestörte Damhirsche „drücken“ sich gelegentlich in der Deckung, dabei drückt das Tier Kopf und Hals flach an den Boden. Sie verharren dann regungslos und flüchten erst, wenn die Gefahr sich auf wenige Schritte genähert hat
Elchwild (Alces Alces)

Körperbau
Der Elch hat eine Kopf-Rumpf-Länge bis 3 Meter, eine maximale Schulterhöhe von 2 Meter; er wiegt bis 500 Kilogramm. Der Elch ist damit die größte Hirschart auf der Erde. Charakteristisch für den Körperbau des Elches ist der kurze massige Rumpf mit seinen relativ langen Gliedmaßen. Der Brustkorb ist bei erwachsenen Tieren stark entwickelt und die Schulterpartie muskulös. Die Wirbel der Brustwirbelsäule tragen verlängerte Dornfortsätze. Dort setzen die Muskeln und Bänder an, die das Gewicht des Geweihes tragen. Dadurch entsteht ein erhöhter Widerrist, der typische Elchbuckel, der mit langen, abstehenden Haaren bedeckt ist. Der hintere Teil des Rumpfes fällt nach hinten ab. Elchkühe sind etwas leichter, der Widerrist tritt nicht so stark in Erscheinung und die Schulterpartie ist etwas schwächer bemuskelt. Die Ohren sind breit, länglich oval und laufen an den Enden etwas spitz zu. Die Augen sind im Verhältnis zum Kopf sehr klein. Die Augenfarbe ist dunkel. Die Voraugendrüse, die sich bei den meisten Hirschen findet, ist beim Elch verhältnismäßig klein oder fehlt. Charakteristisch für den Elch ist die breite und überhängende Oberlippe. Sie verleiht dem Gesichtsprofil eine gekrümmte Linie. Bei beiden Geschlechtern findet sich ein Kinnbart, der am größten bei Elchen zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr ist. Er ist dann durchschnittlich 20 bis 25 Zentimeter lang. Je nach Alter und Geschlecht beträgt die Beinlänge bei europäischen Elchen 90 bis 110 Zentimeter. Die Vorder- und Hinterhandgelenke sind sehr beweglich, was den Elchen in unebenem Gelände eine sehr schnelle Fortbewegung ermöglicht. Die langen Läufe machen sie für den Aufenthalt in Sümpfen und Mooren besonders geeignet. Elche besitzen an Vorder- und Hinterbeinen Zwischenklauendrüsen, mit denen sie Duftspuren legen.
Zahnformel / Gebissentwicklung
Das Gebiss des Elch ist ein typisches Wiederkäuergebiss.

Sozialverhalten
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Elche sind tagaktive Einzelgänger
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Im Winter finden sie sich manchmal zu losen Gemeinschaften zusammen
Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Elche sind Konzentratselektierer und fressen überwiegend sehr energiereiche Nahrung, wie junge Baumtriebe und Wasserpflanzen. Sie bevorzugen dabei Pappeln, Birken und Weiden. Wasserpflanzen werden möglicherweise auch wegen ihres hohen Natriumgehalts von Elchen gerne gefressen. Elche sind die einzigen Hirsche, die auch unter Wasser äsen können. Im Herbst und Winter fressen sie auch Blaubeerreisig, Besenheide und junge Kieferntriebe. Ähnlich wie bei anderen Selektierern ist der Pansen verhältnismäßig klein, da die energiereiche Nahrung schnell verdaut wird. Elche halten sich normalerweise an den Stellen auf, die ihnen ein großes Angebot an Nahrung bieten. Sie ziehen erst weiter, wenn dieses Nahrungsangebot erschöpft ist. Die aufgenommene Nahrungsmenge schwankt jahreszeitlich. Im Sommer und Herbst äsen sich einen Fettvorrat an, mit dem sie die während des Winters geringere Nahrungsaufnahme kompensieren. In den Wintermonaten verlieren sie etwa 12 bis 20 Prozent ihres Herbstgewichtes.
Sinne und Lautäußerungen
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mäßiges Sehvermögen
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gut ausgeprägter Geruchs- und Hörsinn
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Mahnen als Lockruf
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dumpfes heiseres Röhren als Brunftruf
Haarwechsel
Grob und hart ist das Fell des Elches. Die Nackenhaare sind etwas kürzer als die Haare am Widerrist und bilden eine kurze Mähne. Am Kopf und an den Beinen sind die Haare sehr kurz. Bei Elchen unterstreichen die grauweiße Läufe mit dem dunklen Rumpf. Die Fellfarbe von Rumpf, den oberen Teilen der Läufe, dem Hals und dem Kopf variiert individuell zwischen rotbraun und schwarzbraun. Sie ist am dunkelsten im Sommer, wenn Elche die letzten Reste ihres Winterhaares verloren haben und am hellsten zu Ende des Winters. Der Beginn des Haarwechsels vom Winter- ins Sommerfell ist abhängig vom jeweiligen Verbreitungsgebiet. Abweichend von vielen anderen Hirschen fehlt beim Elch der Spiegel am Rumpfende. Der Spiegel hat bei vielen Hirscharten eine Sozialfunktion und hilft beispielsweise dem Kalb, der Mutter zu folgen. Bei den Elchen übernehmen die grauweißen Läufe diese Signalfunktion. Frisch geborene Elchkälber weisen keine Fleckung auf, wie sie für die Jungtiere vieler Hirscharten charakteristisch ist. Sie sind einschließlich der Läufe dunkelbraun bis rötlichbraun.

Geweih – und Gehörnzyklus
Anders als bei den Alaska Elchen, mit Geweihen über 2 Meter Auslage, sind die Schaufelgeweihe der europäischen Unterart etwas kleiner und haben eine Spannweite von bis zu 1,35 Meter und wiegen bis zu 20 Kilogramm. Das Geweih wird jedes Jahr im Zeitraum Januar bis Februar abgeworfen. Es ist in Größe und Gestalt sehr veränderlich und kann aus verzweigten Stangen oder aus breiten, flächigen Schaufeln sowie einer Mischung dieser zwei Typen bestehen. In der Regel weist es eine horizontal zum Schädel stehende Stange und eine breite, abgeflachte Schaufel auf, deren Fläche seitwärts und etwas nach hinten gerichtet ist.
An der Schaufel sitzen Fortsätze, die nach vorn außen und nach hinten gerichtet sind. Junge Elchhirsche entwickeln in ihrem zweiten Lebensjahr erstmals einen kurzen, ungegabelten Spieß. Im folgenden Jahr weisen sie eine Gabel mit zwei Enden auf, dann folgt in der Regel ein kleines Geweih mit jeweils drei Enden je Geweihseite. Die weitere Entwicklung unterliegt keiner Gesetzmäßigkeit, so dass eine Altersbestimmung der Elche anhand der Zahl der Geweihenden nicht möglich ist. Meist bilden sich jedoch in den folgenden Jahren zunehmend größer werdende Schaufeln aus. Bullen im Alter zwischen fünf und zehn Jahren, dem Zeitraum, in denen sie physisch voll entwickelt sind, haben gewöhnlich die größten Geweihe; bei älteren Elchen setzt die Geweihentwicklung wieder zurück.
Verbreitungsgebiet / Lebensraum
Der Elch kommt in Europa, Asien und Nordamerika vor. In Nordamerika kommt der Elch vor allem in Kanada vor, im zentralen und westlichen Alaska. Größere europäische Elchpopulationen finden sich in Norwegen, Schweden, Finnland und den baltischen Staaten und auch in Russland. Kleine Ansiedlungen gibt es in Polen, Weißrussland und Tschechien.
Um die Zeitenwende war der Elch auch im heutigen Deutschland heimisch. Das damals ein sehr dünn besiedeltes Waldland gewesen ist. Mit dem Verschwinden der Wälder und Ausweitung des Kulturraumes ging der Elchbestand zurück. Bis zum Zweiten Weltkrieg kam der Elch in Deutschland in Mecklenburg, Teilen Ost-Brandenburgs und Schlesiens und vor allem aber in Ostpreußen vor. Der Bestand in Mecklenburg und Neuvorpommern verschwand mit den Kriegswirren. Der Bestand im ehemaligen Ostpreußen konnte sich jedoch bis heute halten. In jüngster Zeit kehrt neben dem Wolf auch der Elch zurück und breitet sich in Deutschland unter anderem in Brandenburg aus. Die Ausbreitungsdynamik des Elchs zeigt sich auch in Mitteleuropa. In den letzten Jahren wurden Einzeltiere über längere Zeiträume in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Hessen und Thüringen gesichtet. In Bayern wurde wegen der zunehmenden Einwanderung der Tiere aus Tschechien sogar ein „Elchplan“ entwickelt. Elch, wie auch Wolf, werden somit als wieder in Deutschland heimisch gewordene Wildtiere bezeichnet. Der Elch ist in seinen Lebensraumansprüchen anpassungsfähig, bevorzugt aber unebenes, schwergängiges Gelände. Flache und hindernislose Steppe, Tundra oder Prärie wird von ihm selten genutzt. Er ist relativ ortstreu und hält sich in der Regel in einem Gebiet auf, das ihm vertraut ist. Beides ist auf das Fluchtverhalten der Elche zurückzuführen. Elche fliehen vor ihren Fressfeinden wie Wölfen oder Bären, da sie mit ihren langen Beinen Hindernisse im Trott überwinden können, die von ihren Verfolgern mit größerem Körpereinsatz übersprungen werden müssen. Elche nutzen ganzjährig ein Territorium von bis zu 1500 Hektar. Sie halten sich saisonal jedoch in einem deutlich kleineren Gebiet auf.
Fortpflanzung
Im September bis Mitte Oktober finden sich an den Brunftplätzen Rudel von bis zu 15 Tieren ein. Elchkühe sind in der Brunft alle 28 Tage für nur 30 Stunden empfängnisbereit. Die Kuh zeigt sich dem Bullen zuerst desinteressiert bis ablehnend. Je näher jedoch der Zeitpunkt ihrer Empfängnisbereitschaft kommt, desto eher reagiert sie auf seine Annäherungsversuche. Die Paarung dauert nur zwei bis drei Sekunden. Sie erfolgt mehrmals am Tage, meistens in den frühen Morgenstunden oder spät am Abend. Da Elche meistens solitär leben, verlassen die Weibchen die Bullen nach der Paarung wieder. Sind alle Weibchen gedeckt, verlassen auch die Bullen den Brunftplatz.
Die Tragzeit dauert etwa acht Monate (240Tage). Meistens wird ein einziges Tier geboren, aber auch Zwillinge sind keine Seltenheit. Wenige Tage vor der Geburt vertreibt die Elchkuh das letztjährige Kalb. Für die Geburt sucht sich die Elchkuh eine einsame, geschützte Stelle im Wald. Nach der Geburt gelten Elchkühe als sehr gefährlich. Menschen, die ihnen zu nahe kommen, attackieren sie mit ihren Hufen. Bereits wenige Minuten nach der Geburt versucht das Kalb aufzustehen; nach etwa 20 Minuten folgt es der Mutter. Das Kalb ist kurz nach der Geburt etwa 80 Zentimeter groß und wiegt 10 bis 15 Kilogramm. Zwillinge sind meistens etwas kleiner und leichter. Die Mutter säugt das Kalb bis zu achtmal am Tag. Das Jungtier trinkt in den ersten Tagen täglich bis zu 1,5 Liter Milch, mit zunehmender Größe bis zu 3 Liter.
Das Fell der Jungtiere ist sehr weich, dicht und meist von gleichmäßiger rötlicher bis brauner Farbe. Der erste Fellwechsel findet schon nach drei Monaten statt. Das Kalb bleibt mindestens ein Jahr bei seiner Mutter und wird vertrieben, sobald eine neue Geburt ansteht. Junge Elche werden bereits nach 16 bis 17 Monaten geschlechtsreif, in diesem Alter können sie sich jedoch noch nicht gegen die Altbullen durchsetzen. Zwischen dem sechsten und elften Lebensjahr haben Elchkühe ihre größte Fruchtbarkeit

Jagdzeit
ganzjährig geschont
Fährte und Trittsiegel
Elche sind Paarhufer und haben somit gespaltene Hufe. Ein Huf besteht jeweils aus den zwei Hauptklauen oder Schalen und einer Afterklaue. Die Hauptklauen sind bis zu 18 Zentimeter lang, laufen spitz aus und sind insbesondere an der Vorderseite hart- und scharfkantig. Die vorderen Hufe sind etwas größer und breiter als die hinteren. Eine Besonderheit ist die Schwimmhaut, eine Verbindungshaut zwischen den großen Schalen, die sich nur beim Elch findet, keine andere Hirschart weist diese Eigenart auf. Die Hufe sind immer etwas gespreizt, auf weichem Grund gehen sie besonders weit auseinander, dabei spannt sich die Schwimmhaut und vermindert das Einsinken im Schnee oder morastigem Boden. Bei weit gespreizten Hufen übernehmen auch die Afterklauen eine Stützfunktion

Rehwild (Capreolus capreolus)

Körperbau
Rehe haben eine Körperlänge von 90 bis 140 cm und eine Widerristhöhe zwischen 55 und 90cm.
Je nach Äsung und Lebensraumbedingungen wiegen sie zwischen 11 und 25 Kilogramm.
Weibliches Rehwild trägt kein Geweih/Gehörn. Rehe suchen bei Beunruhigung mit wenigen schnellen Sprüngen die Deckung im Dickicht und werden dem sogenannten „Schlüpfertypus“ zugerechnet. Es hat eine leicht gekrümmte und nach vorn abfallende Wirbelsäule, wodurch die Kruppe höher liegt als der Widerrist. Das Gehörn des Bocks ist verhältnismäßig klein. Die keilförmige Körperform ist dem lautlosen Durchwinden von dichter Vegetation angepasst. Die Läufe sind im Verhältnis zum Rumpf zierlich und lang, die Hinterläufe sind im Sprunggelenk stark eingeknickt. Der Kopf ist im Verhältnis zur Körperlänge kurz, im Profil wirkt er fast dreieckig. Die Ohren sind lang-oval und zugespitzt und entsprechen in ihrer Länge etwa zwei Dritteln der Kopflänge. Der Hals ist schlank und länger als der Kopf.
Kitze wiegen bei der Geburt zwischen 1.200 und 2.300 Gramm. Das Geburtsgewicht wird beeinflusst von dem Allgemeinzustand des Muttertiers, seinem Alter und der Anzahl der Geschwister. In Mitteleuropa erreichen Kitze ihr vorläufiges Endgewicht im Spätherbst. Sie wiegen dann zwischen neun und zwanzig Kilogramm. Das erreichte Gewicht ist ausschlaggebend für ihre Überlebenschancen im kommenden Winter. Kitze, die weniger als 12,5 Kilogramm wiegen, haben auch in milden Wintern nur eine geringe Überlebenschance.
Die weitere Gewichtsentwicklung ist bei weiblichen Tieren im zweiten bis dritten Lebensjahr abgeschlossen, bei Böcken generell im dritten Lebensjahr. Insbesondere bei den Böcken ist für die Entwicklung nicht nur die Qualität des Lebensraumes entscheidend, sondern auch die Wilddichte. Bei hohem Bestand wachsen Böcke ab dem zweiten Lebensjahr langsamer heran und erreichen als mehrjährige Tiere ein geringeres Gewicht als Böcke, die in Regionen mit niedriger Wilddichte heranwachsen.

Zahnformel und Gebissentwicklung
Das Dauergebiss ist ein typisches Wiederkäuergebiss mit 32 Zähnen. Vollständig mit ca. 13-15 Monaten.
Rehwild wird bereits mit einem kompletten Milchgebiss gesetzt. Im Milchgebiss ist der P3 dreiteilig. Im Dauergebiss zweiteilig.
Grandeln können vorkommen!


Eine ungefähre Altersschätzung kann auch beim Rehwild anhand der Kunden (Abnutzung der Molaren) durchgeführt werden.
1-2 Lebensjahre --> Kunden weit offen; Zungenseitig spitz und scharfkantig
2-4 jährige --> erste Verengungen treten auf
ab 5 --> beginnen die Kunde strichförmig zu werden, bis diese komplett verschwunden sind
Bei Rehen ist die Zahnabnutzung in der Regel so stark, dass sie selten ein Alter von mehr als zehn bis zwölf Jahren erreichen. Sie sind auf Grund des Verlusts vor allem der Backenzähne nicht mehr in der Lage, ihr Futter zu zerkauen.
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Linker Unterkieferast eines 1-jährigen Rehbockes. PM Prämolar, M Molar (Zahn), * Rest des Milchzahnes über dem 3. Prämolaren
Linker Unterkieferast eines etwa 5-jährigen Rehbockes. Die Zahnabnutzung ist deutlich zu erkennen
Sozialverhalten
Rehwild ist sehr standorttreu und orientiert sich an sich an bestehenden topographischen Linien wie beispielsweise Feldrändern, Böschungen, Wegen, Straßen und Hecken. Die Größe der Fläche schwankt nach Jahreszeit, Biotop, Äsungsangebot, Alter und Geschlecht der Tiere. In der Regel sind die Aktionsräume im Sommer kleiner als in den übrigen Jahreszeiten. Im Sommer leben Rehe einzeln, da sie als Selektierer in direkter Nahrungskonkurrenz zueinander stehen. In ihrem Aktionsraum bevorzugen Rehe die Ruhezonen, die ihnen einen optimalen Überblick über die Umgebung erlauben. So finden sich Ruheplätze häufig an Hügelkuppenrändern oder Hangterrassen. Erhöhte Liegeplätze haben akustische Vorteile, da hier die Hörweite erhöht ist und sie stärker bewindet sind, so dass Rehe potentielle Störer auch schneller riechen. Da sie stärker dem Wind ausgesetzt sind, sind erhöhte Liegeplätze insbesondere bei warmem Wetter kühler. Gleichzeitig können Rehe auch optisch auf größere Distanz Feinde erkennen und sich durch kurze Fluchten einer Begegnung entziehen. In der Nähe von Straßen wird der Lagerplatz hingegen so gewählt, dass ein Sichtkontakt durch Ducken oder langsamen Rückzug gemieden werden kann.
Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Rehe sind Wiederkäuer und Konzentratselektierer. Leichte und energiereiche Pflanzen wie Gräser und Knospen im Frühjahr und über den Sommer Laubtriebe und einkeimblättrige Kräuter stehen auf dem Speiseplan.
Gemessen an ihrer Körpergröße haben Rehe einen verhältnismäßig kleinen Pansen mit geringem Füllungsgrad. Sie verfügen außerdem nur über zwei statt der für Wiederkäuer so charakteristischen drei Blindsäcke. Dafür ist aber die Pansenschleimhaut dichter mit Pansenzotten besetzt als dies bei vielen anderen wiederkäuenden Arten. Der Herbst und Winter bietet Schachtelhalme, Farne und Bärlappgewächse sowie Knospen und Brombeeren. Gräser, Knospen und Brombeeren dann im späten Winter. In der Regel enthält die natürliche Nahrung so viel Feuchtigkeit, dass es nicht zusätzlich trinken muss. Bei zunehmender Trockenheit sind Rehe jedoch regelmäßig an Wasserstellen zu beobachten. Weiterhin gehört mit zu der Nahrung eines Rehs, Heidelbeere, Großes Hexenkraut, Wald-Ziest, Gemeiner Hohlzahn, Efeu, Hainbuche, Besenheide, Roter Hartriegel, gewöhnlicher Liguster und Hasel. Die meisten der von Rehen geschätzten Äspflanzen sind stickstoffanzeigende und damit besonders eiweißreiche Pflanzen. Stark duftende Pflanze werden von Rehen stark verbissen, was ein Indiz ist, dass Duft- und Geschmacksstoffe den Verbissgrad wesentlich mitbestimmen. Giftige Pflanzen, wie Maiglöckchen oder Tollkirsche werden vom Reh gemieden. Rehe äsen auch auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Raps gehört zu den Nutzpflanzen, die besonders stark verbissen werden und spielt in intensiv genutzten Agrarlandschaften vor allem im Frühjahr eine große Rolle in der Ernährung der Rehe. Gerste wird dagegen nur als junge Pflanze geäst, während die kurzgrannigen Weizen- und Hafersorten eine bevorzugte Äsungspflanze im Hochsommer sind. Daneben können durch Lagerstellen im Getreide Schäden entstehen. Generell wird jedoch davon ausgegangen, dass ein dem Lebensraum- und Äsungsbedingungen angemessener Rehwildbestand keine nennenswerten Wildschäden im Felde anrichten. Anders ist es mit Waldschäden durch Reh-Verbiss.

Sinne und Lautäußerungen
Sehr ausgeprägt ist der Geruchssinn. Rehe sind in der Lage, bereits geringe Duftreize wahrzunehmen und riechen einen Menschen aus einer Entfernung von 300 bis 400 Metern. Da die Augen seitlich stehen, kann das Reh, ohne den Kopf zu drehen, einen weite Umkreis überblicken. Rehe reagieren besonders auf Bewegungen, das Erkennungsvermögen für unbewegte Gegenstände ist nicht sehr hoch entwickelt.
Über die Leistungsfähigkeit des Gehörsinns gibt es unterschiedliche Einschätzungen, da Rehe auf verschiedene Laute sehr unterschiedlich reagieren.
Ein bellender Laut ist die auffälligste und am häufigsten zu vernehmende Lautäußerung des Rehs. Belllaute sind meist dann zu hören, wenn Rehe aufgeschreckt werden, aber die Ursache der Störung noch nicht identifiziert haben. Der Laut drückt eher Erregtheit und Aggression als Angst aus. Ein bellendes Reh signalisiert dem Störer unter anderem, dass es ihn entdeckt hat – für einen potentiellen Fressfeind ist in diesem Fall eine weitere Annäherung sinnlos. Seinen Artgenossen teilt das Reh über das Bellen auch mit, wo es sich befindet. Mit fiependen Lauten locken sich Kitz und Ricke dagegen gegenseitig. Auch während der Brunft ruft die Ricke fiepend nach dem Bock. Für den Bock ist dagegen beim Treiben der Ricke oder beim Vertreiben eines anderen Bockes häufig ein keuchendes, pfeifendes Schnauben zu vernehmen.
Haarwechsel
Leit-, Grannen-, und Wollhaare sind die Bestandteile des Haarkleides. Die Deckhaare bilden die Grannen- und Leithaare, darunter liegend die sehr dünnen Wollhaare. Die Färbung von Rehwild ist oft sehr unterschiedlich, von Braunrot bis zu einem Fahlgelb. Die Innenseite der Läufe und der Unterbauch sind heller und gelblicher. Der Spiegel, hebt sich vom übrigen Fell ab und ist gewöhnlich von gelblich weißer Farbe. Böcke haben am Kinn und an jeder Seite der Oberlippe einen kleinen weißen Fleck, den Muffelfleck. Die Lauscher sind auf der Außenseite braungrau mit einem dunklen bis schwarzen Rand, innen ist das Ohr dagegen hellgrau bis weiß. Der Wechsel vom Sommer- zum Winterhaarkleid erfolgt im September und Oktober. Er verläuft zunächst unauffällig, weil die roten Sommerhaare das wachsende graue Winterhaar lange optisch überdecken. Aber der erkennbare Haarwechsel verläuft dagegen sehr schnell und ist innerhalb einer Woche abgeschlossen. Im Winter variiert die Farbe des Haarkleides zwischen Hell- und Dunkelgrau. Auch im Winterhaarkleid ist die Körperunterseite heller als die Körperoberseite. Der Wechsel vom Winter- ins Sommerkleid erfolgt von März bis April. Die Decke der Kitze ist rotbraun und weist zunächst eine weiße Punktierung auf dem Rücken und auf den Flanken auf. Diese weiße Fleckenzeichnung wird ab einem Alter von einem Monat allmählich undeutlicher und verschwindet bis zum Alter von zwei Monaten. Farbabnomalien sind auch beim Rehwild nicht ungewöhnlich. Selten treten auch Albinofärbungen auf. In Mitteldeutschland gibt es eine große Anzahl sogenannter schwarzer Rehe, welche aber auch in anderen Regionen auftreten. Die Färbung erklärt sich durch eine starke Vermehrung des schwarzen Pigments, das die Rotfärbung unterdrückt. Im Sommer sind bei diesen Tieren der Kopf bis zur Augenlinie, Nacken, Rücken und oberer Teil der Läufe glänzend tiefschwarz. Die Körperunterseite wirkt grauschwarz.






Geweih – und Gehörnzyklus
Nur die Böcke tragen ein Gehörn. Die bei Böcken in Mitteleuropa durchschnittlich eine Länge von 15 bis 20 Zentimeter erreichen. Normal entwickeltet weist es bei adulten Böcken drei Enden auf. Erst nach dem Abschluss der körperlichen Entwicklung erreicht die Geweihentwicklung ihren Höhepunkt. Bereits drei Monate alte Bockkitze entwickeln die Stirnbeinfortsätze bzw. die Rosenstöcke. Diese sind aber von Haut und nicht von Bast umgeben. Diese wird im Dezember bis Januar abgescheuert und die Spitzen des Erstlingsgeweih werden frei gelegt. Bereits kurz darauf erfolgt der Abwurf und die Bildung des Folgegeweihs setzt ein. Das Geweih einjähriger Böcke ist als unverzweigter Spieß ausgebildet. Seltener kommen bereits bei Einjährigen die für zwei- und mehrjährige Böcke typischen Stangen mit jeweils zwei beziehungsweise drei Sprossen vor. Nach dem ersten Lebensjahr wird das Gehörn in der Zeit von Oktober bis November abgeworfen und beginnt sofort neu zu wachsen. Dieses wird ca. 60 Tage geschoben und endet im Januar.

Ältere Böcke fegen ihr Gehörn sehr früh, ab März, jüngere bzw. Jährlinge spät Mai-Juni. Frisch gefegte Gehörne sind weiß oder vom anhaftenden Blut leicht gerötet. Durch das Fegen an Bäumen und Sträuchern dringen Rinden- und Pflanzensäfte in die Poren der Stangen ein, dadurch erhält das Geweih seine Farbe. Beim Rehbock ist es kein Horn im eigentlichen Sinne, sondern tatsächlich ein Geweih, aber man spricht hier von Gehörn
Lebensweise
Territorialverhalten der Böcke
Böcke besetzen echte Territorien, die durch Sicht und Duftmarkierungen abgegrenzt und gegen andere Böcke verteidigt werden. Veränderungen der Umwelt, beispielsweise auf Grund von Rodungen, Anpflanzungen oder Wechsel der landwirtschaftlichen Anbaumethoden führen in der Regel nicht dazu, dass ein Bock seine Reviergrenzen verschiebt oder sein Gebiet aufgibt. Grundsätzlich besetzen in Gebieten mit einer geringen Rehdichte, wo etwa zwei bis vier Böcke auf 100 Hektar vorkommen, alle mehrjährigen Böcke ein Territorium. Nicht aggressive junge Böcke werden häufig von den Revierböcken geduldet und halten sich in den Randzonen der Territorien auf. Zu Auseinandersetzungen zwischen Böcken kann es das ganze Jahr über kommen. Die Kampfhandlungen begrenzen sich gewöhnlich auf Drohen, Imponieren und Verjagen. Vor dem eigentlichen Kampf schreiten die Böcke im Stechschritt aufeinander zu, dabei schlagen sie erneut mit den Hinterbeinen auf den Boden. Sobald die beiden Gegner unmittelbar frontal gegenüberstehen, senken sie gleichzeitig die Köpfe und der eigentliche Stoßkampf beginnt. Es handelt sich bei der Kampfhandlung nicht um einen Beschädigungskampf. Bei gleich starken Gegnern kommt es häufig zu einem kreisförmigen Drehen. Der stärkere Bock ist häufig erst nach mehreren Anläufen ermittelt. Auf das Drohen des stärkeren Bocks verharrt der Verlierer kurz in Demutsstellung, dabei ist der Hals waagrecht gehalten und die Ohren nach vorne gewendet. Danach flüchtet er.
Raumverhalten der Ricken/Geißen
Ricken leben nicht territorial. Auf Grund der langen Prägungsphase der Kitze sind Ricken jedoch darauf angewiesen, während der ersten Wochen nach der Geburt des Nachwuchses einzelgängerisch einen kleinen Aktionsraum zu besetzen. Ricken passen ihre sogenannten Setzplätze an die jeweiligen Gegebenheiten an. Im Idealfall treffen an ihrem Setzplatz auf möglichst kleiner Fläche ein großes, leichtverdauliches und energiereiches Äsungsangebot, ausreichende Deckung sowie ein trockenes und warmes Mikroklima aufeinander. Schmalrehe wandern zwar gelegentlich ab, sie halten sich aber häufig im Nahbereich des mütterlichen Sommergebietes auf und schließen sich im Herbst wieder dem Muttertier und deren Kitzen an. Verwandte Ricken bewohnen daher ein Sippenrevier, das sich mit anderen Sippenrevieren nur wenig überschneidet. Diese Rickensippen bestehen aus zwei bis vier führenden Ricken mit den dazugehörigen Kitzen, Böcken und Schmalrehen.
Sprungbildung
Rehwild schließt sich zu Beginn des Herbstes, wenn die Brunft abgeschlossen ist, zu Verbänden zusammen, die Sprünge genannt werden. Die Zusammensetzung und Größe von Sprüngen sind abhängig von der Bestandsdichte, dem Geschlechterverhältnis, den Merkmalen des Lebensraums und dem Nahrungsangebot. In Waldrevieren mit geringer Bestandsdichte, viel Deckung und einem guten Nahrungsangebot sind die Sprünge klein und bestehen häufig nur aus zwei bis vier Stücken. Rehe, die die offene Flächen besiedeln, können dagegen deutlich größere Verbände bilden. Sprünge werden in den meisten Fällen von einer Ricke geführt, die mindestens ein Kitz hat. Sie bestimmt bei Störungen die Fluchtrichtung. Sprünge beginnen sich im Spätwinter wieder aufzulösen, kurz vor der Geburt der Kitze im Mai ist diese Auflösungsphase abgeschlossen.
Verbreitungsgebiet / Lebensraum
Rehwild kommt in fast ganz Europa vor. Optimale Bedingungen für Rehwild sind, Waldgebieten und landwirtschaftlich genutzte Flächen und dem vorkommen von Dickungen, Althölzer, Wiesen sowie mit Sträuchern und mit Kräutern bewachsene Schneisen und Wegränder. Die Höhenverbreitung reicht bis in alpine Höhenlagen von 3.000 Metern. Allerdings ist es in hochalpinen Regionen oberhalb der Baumgrenze und in offenem Grasland selten. Regionen mit strengen Wintern und hohen, lang andauernden Schneelagen sind für Rehe wenig geeignet, da sie sich in hohem Schnee nur schlecht fortbewegen und an Nahrung gelangen können. Rehe sind außerdem erfolgreiche Kulturfolger, die auch vom Menschen stark überformte Lebensräume besiedeln. Auf Grund ihrer verhältnismäßig geringen Größe genügen ihnen bereits kleine Waldreste oder Hecken als Deckung. Entsprechend besiedeln Rehe auch die offene Feldflächen. Es wird zwischen den Ökotypen Waldreh und Feldreh unterschieden. Während das Waldreh nach wie vor waldnahe Habitate besiedelt, ist das Feldreh in der deckungsarmen offenen Agrarlandschaft zuhause. Hohe Vorkommen von Damwild-, Sikahirsch- oder Rothirsch beeinflussen auch den Bestand an Rehwild. Hier sind Rehe tendenziell seltener. Gegenüber Wildschweinen ist das Verhalten der Rehe unterschiedlich. Dort, wo Wildschweine häufig sind und auch am Tage ihre Einstände verlassen, suchen beide Arten gelegentlich auf denselben Flächen nach Nahrung. Grundsätzlich sind Rehe bestrebt, in dem Lebensraum zu bleiben, in dem sie gesetzt wurden. Wird die biotisch tragbare Wilddichte überschritten, reagieren Rehe auf Grund des damit verbundenen Stresses mit Gewichtsverlust und Minderung ihrer Krankheitsresistenz. Abwanderungen über mehr als zwanzig Kilometer sind die Ausnahme, im Durchschnitt wandern die Rehe nicht weiter als ungefähr zwei Kilometer.
Fortpflanzung / Die Blattzeit, Brunft des Rehwild
Die eigentliche Brunft findet in von Anfang Juli bis ins zweite Drittel des August statt. Nach milden Wintern tendenziell früher als nach langen und kalten. Die letzten Wochen der Brunftzeit werden auch als Blattzeit bezeichnet, weil dann die meisten Ricken gedeckt sind und sich Böcke von Jägern durch „Blatten“, das Nachahmen des Fiepens brunftiger Ricken, anlocken lassen. Die Brunftzeit der Ricken ist im Gegensatz zu den Männchen kurz und dauert nur jeweils etwa vier Tage. Generell sind ältere und konditionell starke Ricken früher als junge und schwach veranlagte Ricken paarungsbereit. Bei älteren Ricken beginnt der Brunftzeitraum etwa 67 Tage nach der Geburt ihres Kitzes. Rehböcke werden durch Geruchswahrnehmung auf paarungsbereite Ricken aufmerksam und folgen gewöhnlich bis in die unmittelbare Nähe ihrer Spur. Eine Ricke reagiert auf einen sich nähernden Bock gewöhnlich mit einer Flucht von durchschnittlich 500 Metern, der Bock folgt ihr dabei. In der Vorbrunft kann dieses sogenannte Treiben über Stunden und sogar Tage gehen. Erst wenn die Ricke empfangsbereit ist, bleibt sie bei einem solchen Treiben plötzlich abrupt stehen. Der aufschließende Bock beriecht und beleckt darauf die Ricke. Mit gesenktem Kopf vor dem Bock stehend fordert die Ricke den Bock dann zur Paarung auf, läuft dabei langsam weiter und der Bock folgt ihr mit langgestrecktem Träger. Der Bock reitet dann zur Paarung auf. Böcke verlieren in der Brunft auf Grund des heftigen Treibens der Ricke und der häufig langen Suche nach brunftigen Ricken erheblich an Körpergewicht. Generell verpaaren sie sich nur mit sehr wenigen Ricken, meist bleiben sie während der vier Tage, die die Brunft einer Ricke dauert, in ihrer Nähe. Bei Rehen kommt es im Gegensatz zu anderen Hirscharten zur Keimruhe. Das befruchtete Ei entwickelt sich erst ab Dezember und führt zur Geburt der Kitze vorwiegend im Mai und Juni des folgenden Jahres. Die Gesamttragezeit beträgt durchschnittlich 290 Tage oder 9,5 Monate. Kurz vor der Geburt sucht die Ricke einen Setzplatz aus, meist eine wenig bewachsene Stelle in der Nähe guter Dickungen. In der Regel wird ein Kitz gesetzt, Zwillings- oder Mehrlingsgeburten sind aber nicht ungewöhnlich. Bereits einige Minuten nach der Geburt beginnen Rehkitze mit ihren ersten Stehversuchen. Nach wenigen Stunden versucht es die ersten Schritte. Ab der dritten Lebenswoche beginnen Kitze damit, selbst Grünfutter zu sich zu nehmen und stellen sich in der siebten bis zehnten Lebenswoche vollständig auf Pflanzennahrung um.

Wildschäden
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Verbiss- und Fegeschäden an nahezu allen Baumarten. Häufig Tanne, Eiche, Fichte und Buntlaubhölzer
Jagdzeit
Kitze: 1. September - 28. Februar
Schmalrehe: 1. Mai - 30.Januar
Ricken: 1. September - 30. Januar
Böcke: 1. Mai - 15. Oktober
Fährte und Trittsiegel
Typische Schalen Abdrücke, jedoch wesentlich geringer als die des Rotwild. Bei dem vertrauten ziehen erkennt man die parallel stehenden Klauen und in gleichmäßigen Abstand die Trittsiegel. Flüchtig öffnen sich die Klauen V Förmig und Gangart bedingt ändern sich die Abstände der Siegel.
Sikawild (Cervus nippon)

Körperbau
Die Sikahirsche sind mit dem Rothirsch verwandt, allerdings wesentlich kleiner und entsprechen ungefähr der Größe von Damwild. Der Hirsch erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 100-140cm. Der Widerrist zwischen 65 und 100cm. Lebend ein Gewicht bis zu 80kg (aufgebrochen 55kg). Tiere sind entsprechend kleiner und wiegen aufgebrochen bis zu 35kg. Der Körperbau ist erkennbar geringer. Die Bezeichnungen sind der Körperteile sind dem Rothirsch gleich. Eine Verwechslung ist mit Damwild schnell möglich, das Hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal ist beim Hirsch das Geweih (Damhirsch mit Schaufeln).
Zahnformel
Typisches Wiederkäuergebiss, der Aufbau ist gleich dem des Rotwild.

Sozialverhalten
Das Kahlwild lebt im Sommer in Familienrudeln (Tiere, Schmaltiere und Kälber), die sich im Winter auch zu größeren Rudeln zusammentun. Hirsche vom ersten Kopf bilden Trupps bis etwa zum dritten Kopf und leben ab da häufig als Einzelgänger. Dennoch sind zum Ende des Winters häufig Rudelbildungen zu beobachten. Sikawild ist tag- wie nachtaktiv. Sikahirsche sind aber überwiegend nachtaktiv. In Regionen, in denen sie weitgehend ungestört sind, sind sie noch in den Morgenstunden auf den Äsflächen zu beobachten und kehren auf diese erneut in den späten Nachmittagsstunden zurück. Zur Brunft werden Hirsche territorial und halten sich in der Nähe der Kahlwildrudel auf.
Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Wiederkäuer und vom Äsungstyp her gehört der Sikahirsch zu den Rauhfutterfressern. Neben Gräsern, Zwergsträuchern, Blättern, Feldfrüchten und Baumrinden aber auch Knospen und Triebe, Beeren, Früchte und Eicheln stehen auf dem Speiseplan. Schilf, Binsen und Wasserpflanzen, wenn es in Feuchtgebieten vorkommt wird von ihnen gefressen.
Sinne und Lautäußerungen
Geruchs- und Gehörsinn sind sehr gut ausgeprägt. Vergleichbar mit dem Rotwild. Die Lautäußerungen sind wesentlich vielfältiger als die der anderen Hirscharten. Tiere pfeifen eher, Kälber blöken. Hirsche lassen in der Brunft ein lautes Pfeifen hören, das mit einem Brummen endet. Als Kontaktlaut vernimmt man ein mahnen.
Haarwechsel
Sikahirsche haben große Drüsen an den Hinterläufen, die im Fell weiß abgesetzt sind. Die Färbung ist vergleichbar mit dem des Damwild, in der Regel rotbraun und weist zahlreiche weiße Flecken auf, die in Längsreihen angeordnet sind. Im Winter verblassen diese Flecken und die Decker erscheint fast schwarz. So hat der Jäger in dieser Zeit Mühe Sikawild im Wald auszumachen, zumal es beim sichern nahezu versteinert stehen bleibt. Im Winter bildet sich bei beiden Geschlechtern eine dichte Halsmähne. Sikahirsche tragen ihr Sommerkleid gewöhnlich ab Ende Mai. Das Winterkleid zeigen sie ab September. Der Spiegel ist weißlich und von dunkleren Haaren umrahmt. Das Ende des Wedels ist weiß, voraus geht über die Körpermitte ein Aalstrich.
Geweih – und Gehörnzyklus
Das Aussehen und die Form sind ähnlich eines geringem Rothirsch, aber selten ist eine Krone ausgeformt und regulär weist es 8 Enden auf. Selten 10er oder 12er. Der Abwurf des Stangengeweihs findet von April bis Mai statt, wobei ältere früher abwerfen. Das bis zu 70 cm Stangenlänge aufweisende Geweih wird ab Mitte August gefegt.

Verbreitungsgebiet / Lebensraum
In Deutschland ist der Sikahirsch ein Neozoon, der Ende des 19. Jahrhunderts von Menschenhand als Parkwild eingeführt wurde und sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts als wildlebende Tierart entwickelt. Ursprünglich aus Asien kommend. Die Vorkommen in Deutschland beschränken sich derzeit auf einige Regionen:
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Hüttener Berge (Schleswig-Holstein)
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Schwansen, Ostangeln (Schleswig-Holstein)
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Weserbergland (Niedersachsen)
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Sauerland (NRW)
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Klettgau (Baden-Württemberg)
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Das Vorkommen am Hochrhein (Kreis Waldshut) hat sich auch in die Schweiz ausgedehnt und besiedelt dort die Gebiete Südranden und Rafzerfeld in den Kantonen Schaffhausen und Zürich
Sikahirsche sind sehr anpassungsfähig und bevorzugen Wälder mit einem dichten Unterwuchs und kommen auch in Feuchtgebieten vor. Bei ausreichender Äsung halten diese sich auch auf Feldern und Äckern in der Nähe von Waldgebieten auf.
Fortpflanzung
Adulte Hirsche sind für die meiste Zeit des Jahres Einzelgänger, während Tiere und Jungtiere sich zu Rudeln von Mutterfamilien von zwei bis zehn, selten fünfzig Tieren zusammenfinden. Mittelalte Hirsche bilden auch Hirschtrupps. Im Frühherbst werden die Männchen territorial und beginnen ein Brunftrudel von ca. zwölf Tieren um sich zu sammeln. Gelangen andere Hirsche in das Revier, werden sie vertrieben, wobei es zu heftigen Kämpfen kommen kann. Geschlechtsreif ist der Sikahirsch mit ca. 18 Monaten und die Brunftzeit findet im Oktober und November statt. In der Regel wird ein Kalb gesetzt, selten Zwillingsgeburten, nach einer Tragzeit von 7,5 Monaten. Gesetzt wird Mitte Mai bis Mitte Juli. Die anschließende Säugezeit beträgt bis zu 4 Monate. Eine sog. Bastardisierung mit Rotwild, also eine fruchtbare Paarung, kann vorkommen, ist aber selten.
Wildschäden
Sie äsen auch auf landwirtschaftlichen Anbauflächen und können dort erhebliche Schäden anrichten. Auf Grund ihres Äsverhaltens richten sie bei hoher Bestandsdichte auch erhebliche Schäden in Wäldern an.
Muffelwild (Ovis ammon musimon)

Körperbau
Das Mufflon oder jägersprachlich auch Muffelwild oder kurz Muffel genannt, hat eine Körperlänge bis 120 cm, eine Schulterhöhe von 90 cm, ein Gewicht von 25 bis 40 kg bei Schafen, 35 bis 55 kg bei den Widdern. Die Widder haben schneckenförmig eingedrehte Hörner bis zu 80 cm Länge. Schafe haben keine Hörner oder nur kurze Stümpfe. Muffel gehören zu den Boviden, also Hornträger.

Zahnformel / Gebissentwicklung
Abgeschlossen ist die Entwicklung des Wiederkäuergebiss nach 43 bis 45 Monaten.

Sozialverhalten / Lebensweise
Muffelwild bildet meist kleine Rudel mit einem älteren Schaf als Leittier. Widder bilden außerhalb der Brunftzeit oft eigene Trupps. Das Fluchtverhalten der Mufflons ist an ihren eigentlichen Hochgebirgslebensraum angepasst, das heißt, bei Bedrohung flüchten sie in unzugängliche Felswände. Muffelwild ist tag- und nachtaktiv. Schafe bleiben in ihrem Geburtsgebiet und suchen die Nähe zu anderen Schafen.
Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Wie alle Schafarten ist das Muffelwild ein Wiederkäuer und hat ein breites Nahrungsspektrum. Dennoch sind sie ausgesprochene Graser, nicht selektiv und äsen von Gräsern über Stauden, Triebe und Knospen bis hin zur Baumrinde und landwirtschaftliche Kulturpflanzen. Die Losung ist dem des Hausschaf sehr ähnlich, ca. 1 cm groß und Kugelförmig.
Sinne und Lautäußerungen
Extrem gut ausgebildet ist das Sehvermögen. Ohne Kopfdrehung überblickt Muffelwild einen enormen Umkreis, wobei bei älteren Widdern das Sichtfeld durch die Stellung der Hornspitzen eingeschränkt sein kann. Mufflons durch eine Bewegung in ihrem seitlichen Gesichtsfeld beunruhigt, drehen sie diesem Objekt ihren Kopf zu, um damit das Objekt in der Tiefe der Landschaft zu orten. Erst dann versuchen sie, durch Prüfen des Windes und ihren Gehörsinn zusätzliche Informationen zu gewinnen. Menschen werden noch auf eine Entfernung von 1.000 Meter optisch wahrgenommen. Der Geruchsinn ist trotz guter Ausprägung eher untergeordnet.
Ähnlich dem bekannte Meckern von Hausschafen sind die Lautäußerungen der Mufflons umfangreich. Sie lassen sich in Kontakt-, Warn- und Klagelaute sowie das Locken brunftender Widder unterscheiden. In den Trupps rufen die Schafe mit einem lang gezogenen Meckern nach ihren Lämmern. Lämmer lassen ein plärrendes Meckern vernehmen. Klagelaute hört man eigentlich nur von Lämmern, wenn sie angegriffen werden oder schwer verletzt sind. Von älteren Mufflons sind keine Klagelaute zu vernehmen. Einen durch die Nüstern ausgestoßenen Zischlaut hört man bei Beunruhigung. Oft geht dem Warnruf noch ein nervöses Stampfen mit den Vorderläufen voraus. Eine Herde oder ein Trupp, dessen Leitschaf diesen Laut ausstößt, flüchtet sofort. Wird der Laut von einem anderen Rudeltier ausgestoßen, beginnt das Rudel zu sichern, wartet jedoch die Reaktion des Leitschafes ab. Beim Treiben brünftiger Schafe lassen Widder einen röchelnden und schnarrenden Laut hören.
Haarwechsel
Auch der Muffel wechselt 2mal im Jahr das Haarkleid. Der Muffel hat ein glattes Haarkleid, die Widder sind im Sommer fuchsrotbraun, meist mit weißlichem Sattelfleck, die Schafe sind bräunlich. Im Winter sind beide Geschlechter dunkler.

Geweih – und Gehörnzyklus
Der Widder trägt ein Gehörn, oder auch Schnecken genannt, wobei das Schaf in der Regel hornlos ist, gelegentlich kommen aber Schafe mit Horn Stümpfen vor. Ab dem 3. bis 4. Lebensmonat beginnt der Widder die Schnecken zu schieben. Hornträger werfen die Schnecken nicht ab. Das Wachstum erfolgt schubartig, zur Brunft tritt eine Wachstumsruhe ein, dadurch entstehen die Jahresringe. Jährlich bis zum Lebensende bilden sich die Hornabschnitte, wobei in den jungen Jahren die Wachstumsabschnitte am größten sind. Die Schnecken wachsen jährlich um einige Zentimeter. Es kann vorkommen, dass die Schnecke in den Nacken oder den Kiefer einwächst. Diese Widder nennt man Einwachser/Scheuerer.

Verbreitungsgebiet / Lebensraum
Ursprünglich auf Korsika und Sardinien vorkommend, lebt es heute bzw. seit dem 19. Jahrhundert zunehmend in Mitteleuropa. Hier lebt er in Laub- und Mischwaldgebieten sowohl im Flachland als auch in den Mittelgebirgen, wobei ebenfalls trockene und steinige Böden bevorzugt werden.
Fortpflanzung
Mit 18 Monaten ist das Muffelwild Geschlechtsreif. Die Brunft beginnt im Oktober und endet im November, Anfang Dezember. Ältere Widder kämpfen um den alleinigen Zugang zum Rudel. Sie rennen aus einiger Entfernung aufeinander zu und krachen mit den Hörnern zusammen. Die Kämpfe können sehr lange andauern. Die Widder können während der Brunft bis zu 10kg Gewicht verlieren. Nach der Tragezeit von etwa 5 Monaten ist die Setzzeit damit im März/April bis in den Mai hinein. In der Regel wird Lamm gesetzt (gelammt), aber auch Zwillingsgeburten sind nicht ungewöhnlich. Nach einer Säugezeit von 6 Monaten bleibt das Lamm bzw. Jungtier noch 1 Jahr bei dem Schaf. Einkreuzungen von Hausschafrassen kommen vor.
Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache
Wie schon zuvor erklärt ist das Alter der Widder sehr einfach zu erkennen, durch Zählung der Jahresringe an den Schnecken. Wobei am ganzen Körperbau, Erscheinungsbild und Verhalten insgesamt Muffelwild gut ansprechbar ist. Bei den Schafen dient auch am erlegten Stück der Zahnabschliff für eine Altersschätzung.
Widderlamm / Lamm, Jährling, geringes/r Widder/Schaf, angehendes/r Widder (5. Lebensjahr) beschreibt die Lebensaltersstufen. Ab dem 7. Lebensjahr gilt der Widder als jagdbar und über 10 ist es ein Kapitalwidder.
Wildschäden
Muffelwild sagt man nach, dass es ein größeres Schädigungsspektrum als Rehwild abbildet. Entrinden Waldbäume und verhindern weitgehend das Aufkommen von Baumbewuchs. Durch Schälen mit dem Äser werden sogar Fichten bis 50 Jahre in Leidenschaft gezogen. Durch Rammen mit den „Schnecken“ und dem folgenden Eindringen von Fäulniserregern kommt es zu Stammschwächung/-entwertung, Gefahr von Wind- und Schneebruch und Verlust der „Zukunftsstämme“.

Gamswild (Rupricapra rupicapra)

Körperbau
Adulte Gämse haben eine Länge vom Kopf-Rumpf 110 bis 130 Zentimetern, einen bis zu acht Zentimeter langen Schwanz, eine Widerristhöhe von 70 bis 85 Zentimetern und ein Gewicht von 25 bis 40 Kilogramm (Geiß) bzw. 35 bis 50 Kilogramm (Bock). Der Körperbau ist kräftig und gedrungenen. Ein kurzer Kopf an einem schlanken Hals. Beide Geschlechter tragen Hörner, auch Krucken (Krickeln) genannt (einzeln Schläuche). Diese werden bis zu 25 Zentimeter lang und sind rund. Sie sind an der Wurzel kreisförmig eingekerbt, gerade aufsteigend und an der Spitze rückwärts gebogen. Die Krucken werden nicht abgeworfen. Die spitzen Ohren der Gämsen besitzen eine Länge von ca. einer halben Kopflänge. Die Gämse hat verhältnismäßig lange, kräftige Beine mit relativ großen Hufen. Die Brunftfeige, das Drüsenorgan, befindet sich hinter den Hörnern in einer Höhlung. Zur Brunftzeit sondert es ein schmieriges, übel riechendes Sekret ab. Aufgrund des Lebensraumes, Hochgebirge, hat die Gams ein vergleichsweise großes Herz, damit ein hoher Anteil sauerstoffbindender roter Blutkörperchen gebildet werden kann und der spezielle Bau der spreizbaren Hufe geben den Gämsen Bewegungssicherheit und Leistungsvermögen.

Zahnformel
Gamswild ist ebenfalls ein Wiederkäuer, mit dem hierfür Typischen Gebiss und einer Gesamtzahl von 32 Zähnen im Dauergebiss. Also ohne Grandeln. Im Unterkiefer sind allerdings die Eckzähne an die Schneidezahnfront herangerückt. Das Dauergebiss ist nach 40-48 Monaten voll entwickelt, der Zahnwechsle beginnt im ersten Lebensjahr.

Sozialverhalten / Lebensweise
Geiß und Jungtiere leben in Herden von 15 bis 30 Tieren. Angeführt von einer älteren Gams. Die Verbände ändern sich mit den Jahreszeiten. Im Sommer steht das Rudel weiter zusammen. Zum Winter hin wird der Herdenzusammenhalt lockerer und manche Herden vermischen sich oder lösen sich auf. Böcke leben einzelgängerisch und suchen erst im Spätsommer eine Herde auf. Sie vertreiben die männlichen Jungtiere, wenn sie alt genug sind, und behaupten sich in Kämpfen gegen Geschlechtsgenossen.
Sinne und Lautäußerungen
Schon die Anordnung der Augen lässt vermuten, dass die Gams ein hervorragender Seher ist. Ebenso gut ausgebildet ist der Geruchssinn. Pfeifen, Blädern und Meckern sind die bekannten Lautäußerungen.
Das Pfeifen als Warnlaut z.B. für die Kitze beim Anflug von Steinadlern. Blädern ist der typische Brunftlaut des Bockes beim Annähern an die Geiß. Und Ziegenartiges Meckern als Angst- und Suchlaut.
Haarwechsel
Rotbraun und auf der Unterseite rotgelb ist die Sommerdecke der Gämsen. Auf dem Rücken ein schwarzbrauner Aalstrich (Gamsbart), an der Kehle fahlgelb, im Nacken weißgelblich. Die Hinterseite der Keulen ist weiß, der Schwanz auf der Unterseite und an der Spitze schwarz. Von den Ohren verläuft über die Augen hin eine schwarze Längsbinde, die sog. Zügel. Im Winter ist die Gämse oben dunkelbraun oder braunschwarz, am Bauch weiß, an den Füßen und am Kopf gelblichweiß, auf dem Scheitel und an der Schnauze etwas dunkler. Beide Kleider gehen unmerklich ineinander über.
Geweih – und Gehörnzyklus
Auch beim Gamswild ist das stärkste Wachstum der Krucke in den ersten vier Lebensjahren. An der Krucke erkennt man in Regel sehr gut diese 4 ersten Jahresringe. Dann kann am unteren Ende zum Stirnzapfen hin die Zahl der Jahre gut abgelesenen werden. Jedes Jahr entsteht eine Art Horntüte über der nächsten. Dies gilt für beide Geschlechter. Die Krucke der Geis ist weniger stark gehakelt, hat eher einen ovalen Schlauch, ist enger gestellt und hat eine geringere Auslage, steht also näher beieinander. Der Bock ist demnach stärker gehakelt, hat runde Schläuche und weiter ausgelegt.


Verbreitungsgebiet / Lebensraum
Eine Besonderheit der Gämse ist, dass es sich um eine weitgehend auf Europa beschränkte Art handelt. Sie besiedelt den ganzen Alpenraum und Teile des Balkans. Das größte Gämsegebiet befindet sich im Hochschwabgebiet in der Steiermark. Nach Aussetzungen und vereinzelten Zuwanderungen aus den Alpen existieren mittlerweile wieder kleine Populationen im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb, auf der Fränkischen Alb sowie im Lausitzer Gebirge. Als Lebensraum ist die Gams auf steiles und felsiges Gelände angewiesen. Dort kommen ihre körperlichen Fähigkeiten am besten zum Tragen. Temperaturen ab 12 Grad von den Tieren als eher unangenehm empfunden werden. Ob das Gelände bewaldet ist, hat im Grunde keine Bedeutung. In den Alpen ergibt es sich, dass die Gämse sich nahezu nur oberhalb des Waldkante in Höhen zwischen 1500 und 2500 Metern aufhält. Lediglich Nahrungsknappheit zwingt sie im Winter zum Abstieg in tiefere, dann bewaldete, Lagen.
Fortpflanzung
Sehr abhängig von der Geschlechtsreife sind die Äußeren Einflüsse wie Klima, Äsungsangebot und Populationsdichte. In der Regel zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr. Die Brunft findet im November bis Dezember statt. Die beschlagene Geiß trägt das Kitz 25 bis 27 Wochen aus, so dass im Mai und Anfang Juni gesetzt wird. Häufig ist es ein Kitz, selten zwei. Beschlagene Geißen setzen sich vom Rudel ab und schließen sich zwei Monate nach dem setzen wieder dem Scharwild (Rudel) an.
Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache
Neben den Krucken ist das Verhalten und das Erscheinungsbild für die Ansprache am lebenden Stück anhand einiger Merkmal machbar. Der Körperbau junger Tiere ist wirkt meist entsprechend jugendlich. Auch im verhalten durch das vertraute unbekümmerte Wesen. Ältere Gämse haben eher "verwaschene" Zügel, der Körper ist auffallend dicker und der Träger kürzer. Heimlich und scheues Verhalten kommt hinzu.
Wildschäden
Verbiss und Schlagschäden
Jagdzeit
1. August - 15. Dezember
Fährte und Trittsiegel
Aufgrund des Lebensraumes der Gams sind die Schalen den Bedingungen angepasst. Relativ groß, nicht geschlossen, länglich mit scharfen Rändern versehen, laufen die Schalen vorne Spitz zu.
Steinwild (Capra Ibex)

Körperbau
Das Steinwild, oder auch Alpensteinbock hat eine Kopf-Rumpflänge von bis zu 150cm. Der Widerrist ist bis zu 95cm hoch. Deutlich unterschiedlich fällt das Gewicht zwischen Böcken (über 100kg lebend) und Geißen (bis zu 50kg) aus. Auffälligstes Merkmal ist das imposante gebogene Gehörn (bis zu 1 m Länge), während die Geiß nur kurze, kaum gebogene Hörner hat. Die Böcke besitzen einen Ziegenbart.
Zahnformel / Gebissentwicklung
Wiederkäuergebiss mit 32 Zähnen im Dauergebiss.

Sozialverhalten / Lebensweise
Getrennt voneinander leben die Rudel der Böcke und Geißen in kleineren Zusammenschlüssen von 10 bis 20 Tieren zusammen. Jüngere Böcke leben bis ca. zum 2. Lebensjahr bei den Muttertierherden, um dann zu den Bockrudeln überzutreten. Steinböcke sind tagaktive Tiere. Sie fressen vor allem am frühen Morgen und abends. Tagsüber ruhen sie meist und wiederkäuen.
Äsung / Nahrung / Verdauung
Auch das Steinwild gehört zu den Wiederkäuern und ist vom Nahrungstyp her ein Raufutterfresser. Mit Gräsern, Trieben, Nadeln, Laub und Flechten, verwertet das Steinwild die Äsung die es zur Verfügung hat.
Sinne und Lautäußerungen
Das Steinwild hat extrem gut ausgebildete Sinne. Äugen, hören und auch riechen sind entsprechend ausgebildet. Die Lautäußerungen ähneln dem des Gamswild-Ziegenartiges meckern, außerdem als Warnlaut das Pfeifen und blöken.
Haarwechsel
Das Winterhaar wird nach dem Sommer nicht gewechselt, sondern wächst zum Herbst hinein. Der Wechsel von Winter- auf Sommerkleid dagegen findet tatsächlich statt, von April bis Juni.
Die Geiß trägt ein rötlich bis goldbraunes Fell, der Bock ist eher dunkelbraun. Das Winterhaar ist bei beiden Geschlechtern gräulich, weshalb es auch als Fahlwild bezeichnet wird.
Geweih – und Gehörnzyklus
Nicht die auffälligen Schmuckwülste der Vorderseite sind die Jahresringe des Gehörn, sondern die Vertiefungen auf der Rückseite. Der Bock trägt bis zu 1m lange Hörner in eher dreieckiger Form. Das Gehörn der Geiß ist wesentlich geringer, ebenfalls die Wülste, von ca. 30 cm Gehörnlänge in eher rundlicher Ausprägung. Aber auch beim Steinwild ist das Hauptwachstum in den ersten 5 Lebensjahren am stärksten. Ebenfalls werfen, wie alle Boviden, Steinwild ihren Kopfschmuck bzw. die Stirnwaffen nicht ab.

Fortpflanzung
Im dritten Lebensjahr wir Steinwild geschlechtsreif. Die Brunft findet im November bis Januar statt und nach ca. 160 Tagen wird im Juni eine Kitze (selten 2) gesetzt. Gesäugt wird bis in den Winter hinein.
Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache
Hauptansprachemerkmal ist das Gehörn und dessen Entwicklung. Böcke tragen außerdem einen Kinnbart. Bockkitz und Geißkitz gehen dem Bock und der Geiß voraus, in den Lebensaltersstufen.
Wildschäden
Die niedrigen Bestände haben wirtschaftlich keinen Einfluss, allerdings hat die Wiedereinbürgerung des Steinwildes in den Alpen hat in gezeigt, dass Steinwild einen Einfluss auf die sie umgebende Landschaft hat. Es kann für Hangabtragung verantwortlich sein bzw. ggfs. verantwortlich für Vertritt-Schäden sein.
Jagdzeit
ganzjährig geschont
Fährte und Trittsiegel
Das Trittsiegel des Steinbocks ist etwas größer als das der Gämse. Beim ziehenden Steinbock sind nur die beiden Klauen im Trittsiegel sichtbar, die mit wenig Abstand zueinander stehen. Die Trittsiegel können erheblich variieren, da sich die Klauen im Leben eines Steinbocks stark abnutzen.
Schwarzwild (Sus scrofa)

Körperbau
Gedrungen und massiv wirkt der Körper des Schwarzwild, oder auch Wildschweins genannt, wenn man ihn wirkt von der Seite betrachtet. Die Beine oder Läufe sind im Vergleich zur großen Körpermaße kurz und wirken nicht sehr kräftig. Im Verhältnis zum Körper wirkt auch der Kopf fast überdimensioniert, welcher keilförmig nach nach vorn ausläuft. Die Augen liegen weit oben im Kopf und sind nach schräg-vorn gerichtet. Die Teller (Ohren) sind klein und von einem Rand Borsten umgeben. Der Träger ist kurz und gedrungen, sowie wenig beweglich. Als Träger nur erkennbar, wenn Schwarzwild die Sommerschwarte trägt. Von der Stirn bis über den Rücken verläuft ein Kamm langer Borsten, der aufgestellt werden kann (die Federn und der Saubart). Die Körperhöhe nimmt nach hinten ab und endet mit Pürzel (Schwanz) und Quaste (Schwanzende). Von vorn betrachtet wirkt der Körper schmal. Der Keiler lässt sich von der Bache – bei seitlicher Betrachtung – an der Form des Gebrechs unterscheiden. Während das bei der Bache lang und gerade verläuft, wirkt es beim Keiler kürzer.
Körpermaße: Kopf-Rumpflänge bis zu 1,8m, der Widerrist ist bis 1m wobei in beiden Fällen die Bache etwas geringer ist. Keiler können bis zu 200kg wiegen. Wobei die Körpermaße stark schwanken, je nach Lebensbedingungen.

Zahnformel
Schwarzwild hat ein typischen Allesfressergebiss und bildet damit innerhalb des Schalenwild eine allein Stellung. Das Dauergebiss ist mit 24 Monaten komplett. Die Eckzähne bilden das sog. Gewaff oder auch Waffen. Im Oberkiefer des Keilers befinden sich die Haderer, im Unterkiefer die Hauer oder Gewehre. Bei der Bache spricht man von Haken. Diese Eckzähne wachsen ein Lebenlang nach und sind zu 2/3 im Kiefer steckend.

Sozialverhalten / Lebensweise
Schwarzwild lebt in Rotten bzw. in Mutterfamilien vorjähriger Tiere zusammen. Keiler dagegen eher einzelgängerisch. Gelegentlich bleiben Bachen des Vorjahres bei dem Muttertier und führen selbst schon eigenen Nachwuchs. Die ursprüngliche Bache in einem solchen Sippenverband das Leittier. Fremdes Schwarzwild wird in der Regel nicht in eine Rotte aufgenommen. Aufgrund der hohen Sterblichkeit der Jungtiere, aber auch dem starken Zuwachs, schwanken die Gruppenstärken sehr stark. Gruppen von mehr als 20 Tieren sind keine Seltenheit. Überläuferkeiler, also im 2. Lebensjahr, verlassen die Rotte und leben dann in der Regel für mindestens ein Jahr in einem eigenen Verband. 2jährige Keiler ziehen als Einzelgänger durchs Revier. Während der Rauschzeit, von November bis Januar schließen sie sich einzeln Mutterfamilien an. Der Kontakt bleibt jedoch lose – er ruht nicht im gemeinsamen Einstand. Das Ursprünglich Tagaktive Wild verbringt den Großteil des Tages ruhend, abhängig von den jeweiligen Umweltbedingungen. Zum Ruhen werden spezielle Ruheplätze benutzt, genannt Kessel. Die sie sowohl einzeln als auch gemeinsam nutzen. Das Suhlen im Schlamm gehört zum typischen Verhaltensrepertoire des Wildschweins. Besonders im Sommer dient es der Wärmeregulation. Durch den Schlamm werden Hautparasiten eingekapselt; die trocknende Schlammschicht erschwert außerdem stechenden Insekten den Zugang zur Haut und wird am Malbaum abgescheuert. Dazu lehnen sie sich an den Stamm und reiben ihren Körper daran entlang. Als Malbäume werden Bäume mit grober Rinde und/oder harzende Bäume bevorzugt. Vor allem Eichen, Kiefern und Fichten. Diese Bäume weisen bei längerer Nutzung deutliche Spuren auf. Durch den abgeriebenen Schlamm ist der Baum an den Scheuerstellen weißgrau, die Rinde ist in Teilbereichen abgetragen. Zum Scheuern ihres Unterkörpers stellen sich Wildschweine über Baumstümpfe und reiben sich daran. Keiler markieren mit ihrem Gewaff an Malbäumen.
Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Schwarzwild ist ein Allesfresser und der einzige nicht Wiederkäuer innerhalb des Schalenwild.
Bei der Nahrungssuche durchwühlt das Wildschwein Boden nach Äsung wie Wurzeln, Würmern, Engerlingen, Mäusen, Schnecken und Pilzen. Schwarzwild frisst aber auch neben Wasserpflanzen wie beispielsweise dem Kalmus auch Blätter, Triebe und Früchte zahlreicher Holzgewächse (Eicheln, Bucheckern,...),Kräuter und Gräser. Als Allesfresser nehmen sie auch Aas und Abfälle an. Es kann vorkommen, dass Wildschweine Kaninchenbaue aufbrechen, um die Jungkaninchen zu fressen. Gelegentlich fallen ihnen auch Eier und Jungvögel bodenbrütender Vögel zum Opfer. Eine besondere Rolle in unseren Breiten spielen in der Nahrung von Wildschweinen die Früchte von Eichen und Buchen. In Jahren, in denen diese Bäume besonders gut tragen, sogenannte Mastjahre, leben Wildschweine monatelang überwiegend von diesen Früchten. Wildschweine fressen allerdings auch Insekten, die einen Teil ihrer Entwicklungszeit im Boden verbringen, und andere Kleintiere. Die Losung ist zu beschrieben als wurstförmige zusammengepresste Klumpen, ca. 5-8 cm lang.
Sinne und Lautäußerungen
Wildschweine haben einen sehr guten Geruchssinn. Deshalb werden sie auch zur Trüffel- und Drogensuche eingesetzt. Das Sehvermögen ist eher schwach ausgeprägt. Grunzen. Wildschweine besitzen ein sehr großes Repertoire an Lautäußerungen, bei Beunruhigung warnen Wildschweine durch ein weit vernehmbares Schnaufen oder Blasen. Bei Schmerzen oder Angst kreischen sie laut und anhaltend. Wütende Keiler schlagen ihre Eckzähne laut aufeinander.
Haarwechsel
Das Fell bzw. die sog. Schwarte des Wildschweins ist im Winter dunkelgrau bis braun-schwarz, und damit auch namensgebend für das Schwarzwild, bestehend aus langen borstigen Deckhaaren und kurzen feinen Wollhaaren. Im Frühjahr verliert das Wildschwein das lange, dichte Winterfell und hat ein kurzes, wollhaarfreies Sommerfell mit hell gefärbten Haarspitzen. Der Haarwechsel dauert etwa drei Monate und beginnt im April bis Mai. Schwarzwild wirkt in der Sommerdecke wesentlich schlanker. Vorjährige Stücke beginnen bereits ab Ende Juli oder Anfang August mit dem Wechsel zur Winterschwarte, ansonsten beginnt der Wechsel erst im September. Verschiedene Färbungen kommen vor und sind nicht selten. Frischlinge haben ein braunes Fell, das in der Regel vier bis fünf gelbliche, von den Schulterblättern bis zu den Hinterbeinen reichende Längsstreifen aufweist. Nach etwas drei bis vier Monaten wachsen diese Streifen heraus und die Tiere werden allmählich einfarbig und bekommen ein bräunliches Jugendfell. Es ist grobhaariger als das Jungtierfell, jedoch immer noch weicher als jenes ausgewachsener Tiere und hat auch weniger gut entwickelte Wollhaare.
Verbreitungsgebiet / Lebensraum
Das Wildschwein ist mit seinen etwa 20 Unterarten von Europa bis Asien verbreitet.
Wie stark die Populationsentwicklung des Schwarzwild ist wird an den Jagdstrecken deutlich. So wurden in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2003 erstmals jeweils mehr als 500.000 Wildschweine erlegt. In den 1960er Jahren lag die jährliche Jagdstrecke noch bei unter 30.000 Tieren. Die Anpassungsfähigkeit der Wildschweine zeigt sich besonders deutlich in Berlin. Wildschweine haben sich dort die stadtnahen Wälder als Lebensraum erobert und dringen heute auch in die Vorstädte ein. Daran erkennt man, Wildschweine passen sich unterschiedlichsten Lebensräumen an. Dazu trägt bei, dass sie ausgesprochene Allesfresser sind, die sich schnell neue Nahrungsnischen erschließen. Sie sind außerdem ausgezeichnete Schwimmer und verfügen über eine gute Wärmeisolation, so dass sie sich auch an Feuchtgebiete anpassen können. Auf Grund dieser Fähigkeiten zählen sowohl Nadelwald, schilfbewachsene Sumpfgebiete als auch Laubwald zu den Lebensräumen. Ihre nördliche Verbreitung wird dadurch begrenzt, dass über längere Zeit gefrorener Boden es ihnen unmöglich macht, an unterirdische Nahrungsreserven zu gelangen. Hoher Schnee behindert außerdem ihre Fortbewegung und damit ihre Nahrungssuche. Daher fehlen Wildschweine auch in Hochgebirgslagen. Im klimatisch gemäßigten Mitteleuropa entwickeln Wildschweine die höchste Bestandsdichte in Laub- und Mischwäldern, die einen hohen Anteil an Eichen und Buchen haben und in denen es sumpfige Regionen sowie wiesenähnliche Lichtungen gibt.
Fortpflanzung
Die Zeit der Paarung wir auch Rauschzeit genannt und ist dauert von November bis Februar – der Höhepunkt ist im Dezember. Der Beginn der Rauschzeit wird dabei von den Bachen bestimmt, auch wenn Keiler ganzjährig begattungs- und besamungsfähig sind. Steht genug Nahrung zur Verfügung können weibliche Jungtiere bereits nach 8 bis 10 Monaten geschlechtsreif werden. Keiler werden in der Regel erst im zweiten Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Innerhalb einer Rotte synchronisieren die Bachen ihre Fortpflanzung, so dass alle Bachen zur gleichen Zeit setzen. Dies orientiert sich an der Leitbache. Fehlt diese, durch Abschuss oder Verkehrsunfall z.B., ist die Rauschzeit unkontrolliert/unsynchron und man spricht vom Rausch Chaos. Die Paarung läuft immer nach einem festen Ritus ab. Treffen sich Keiler und paarungsbereite Bachen, beriecht die Bache die Genitalregion des Keilers. Ist diese empfängnisbereit, stößt er es leicht in die Bauchseite, gegen die Flanken oder an die Halsunterseite und umkreist sie. Entzieht sich die Bache, folgt der Keiler und versucht, den Körperkontakt aufrechtzuerhalten. Dieses so genannte Treiben kann sich über längere Zeit hinziehen. Ist die Bache noch nicht paarungsbereit ist, attackiert sie den Keiler gelegentlich. Der versucht dann, durch Wurf-kontakt und Anhauchen zu beruhigen. Will diese sich nicht beschlagen lassen, stösst sie quiekende Abwehrlaute aus. Wenn es nicht anders möglich ist, entzieht sie sich seiner Versuche durch Hinsetzen oder -legen. Ist die Bache bereit, spreizt sie die Hinterläufe und dreht den Pürzel seitlich weg und der Keiler reitet auf. In dieser Stellung verbleiben beide Tiere gewöhnlich fünf Minuten und ohne Regung, bevor sie sich wieder trennen. Keiler die um die Begattung konkurrieren kämpfen es aus, durch Imponiergehabe, dem Scharren mit den Hinterbeinen, das Verspritzen von Urin sowie das Wetzen des Gewaffs. Mit zunehmender Erregung geht dies in Kaubewegungen oder lautem Kieferschlagen über. Gleichzeitig sind die Federn des Kamms aufgestellt, der Kopf ist gesenkt. Dabei umkreisen sich die Keiler, was häufig in Schulterkämpfe übergeht. Verlässt keiner die Situation, kommt es zum echten Kampf. Hierbei werden die Waffen eigesetzt, und mit Hieben gegen Bauch und Körperseite geschlagen. Verletzungen sind keine Seltenheit und zum Ende des Kampfes kommt es erst, wenn eines der Tiere flieht. Die Tragezeit der beträgt etwa 114 bis 118 Tage (Eselsbrücke: „drei Monate, drei Wochen und drei Tage“). Die Frischlinge kommen meist in der Zeit von März bis Mai zur Welt. Die Frischlinge, meist 3-9, kommen sehend und behaart (Borsten) zur Welt (Nestflüchter). Eine Besonderheit ist, dass Bachen zwar 10 Zitzen besitzen, aber nur 8 laktieren. Die Säugezeit der dauert 2,5 bis 3,5 Monate. Die Bindung zwischen Bache und Frischlingen dauert 1,5 Jahre. Die Bache wählt vor der Geburt sorgfältig den Ort für den sog. Wurfkessel aus. Der ist häufig in Richtung Süden gelagert, so dass sie von der Sonne erwärmt werden. Während der ersten Lebenstage, bleibt die Bache bei den kälte- und nässeempfindlichen Jungtieren im Kessel. Je nach Witterungsbedingungen verlässt sie mit den Jungtieren diesen nach ein bis drei Wochen.

Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache

Schwarzwild ist, aufgrund der stark unterschiedlichen Körperstärken und je nach körperlicher Verfassung, schwierig lebend auf das Alter anzusprechen. Da häufig die Lichtverhältnisse bei der Schwarzwildjagd schlecht sind, wirken geringe Sauen oft wesentlich stärker. Am Sozialverhalten ist dennoch einiges auszumachen bzw. der Vergleich in der Rotte. Führende Bachen, Frischlinge und Überläufer sind dann relativ leicht voneinander zu unterscheiden. Im Winter können starke Frischlinge mit geringen Überläufern verwechselt werden, auch wenn das Winterhaar von Frischlingen mehr bräunlich ist und noch angedeuteter Streifenzeichnung hat. Im Spätwinter können stärkere einzelne Stücke auch kein Keiler sein, sondern eine hochbeschlagene Bache, welche sich schon zum frischen von der Rotte getrennt hat. Zuverlässig ist die Unterscheidung am Pinsel (Keiler, auch schon beim Überläufer) bzw. an dessen Fehlen (Bache) zu unterscheiden. Im Körperbau kann eine alte Bache stärker sein als ein jüngerer Keller. Wirklich starke Keiler sind aber recht eindeutig zu erkennen. Die Altersbestimmung am erlegten Stück ist Anhand des Gebisses recht gut möglich. In den ersten 24 Monaten sehr genau, anhand der Entwicklung vom Milchgebiss hin zur Vollendung des Dauergebiss.
Altersunterscheidung am Zahnwechsel
3-4 Monate
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das Milchgebiss ist fertig
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I3 ist stiftförmig
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I1 und I2 sind 3-5mm breit

6-8 Monate
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M1 wird geschoben

10-12 Monate
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I3 und C werden gewechselt
14-18 Monate
-
I1 wird gewechselt
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P4 wird gewechselt von 3teilig auf 2teilig

18 Monate
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I2 wird gewechselt und eine Bogenform entsteht
21-24 Monate
-
M3 wird geschoben

21-24 Monate
-
M3 wird geschoben
bis 24 Monate und älter
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I1 und I2 auf gleiche Höhe gewachsen
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M3 ist völlig ausgebildet

Altersbestimmung beim Keiler
Eine weitere Methode zur Altersbestimmung gilt als relativ besonders zuverlässig. Benannt nach einem Herrn Brandt welcher diese zunächst entwickelt, wurde sie 1978 von Wacker u. Briedermann weiter ausgearbeitet.
Der Umstand, dass beim Wachstum der Gewehre, diese mit den Jahren immer breiter werden und in jungen Jahren diese zur Zahnwurzel hin wesentlich breiter als an den Schleifflächen sind. Bis zum Alter von 8 Jahren aber passen sich Umfang Zahnwurzel und Umfang Schleifecke an und haben schließlich gleiche Durchmesser. Daraus ließ sich eine Formel entwickeln, die ziemlich exakt das wahre Alter berechnet.
Messzahl = Durchmesser offenes Ende ÷ Durchmesser Schleifecke
Messzahl Gewehre Alter des Keilers
ca. 1,8 ca. 1 Jahr Überläufer
1,21-1,50 2-4 Jahre geringer Keiler
1,05-1,20 5-7 Jahre hauendes Schwein
1,00-1,04 mindestens 8 Jahre grobes Schwein
Wildschäden
Wildschweine können erhebliche Wildschäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen verursachen. Sie fressen alle Feldfrüchte, die in Deutschland angebaut werden. Bei Kartoffeln unterscheiden sie dabei sogar zwischen einzelnen Sorten und fressen besonders gerne Frühkartoffeln. Wildschweine durchwühlen auch Getreidefelder und richten mit ihrer Wühlerei regelmäßig einen größeren Schaden als durch das Fressen an. Auch die Schäden, die sie beispielsweise in Landschaftsparks anrichten, sind vor allem Wühlschäden. Sie graben dabei ganze Wiesen und Rabatten auf der Suche nach Blumenzwiebeln um. Große landwirtschaftliche Schäden treten vor allem dann auf, wenn Eichen und Buchen nicht ausreichend Frucht angesetzt haben und die Wildschweine daher bevorzugt auf den landwirtschaftlichen Feldfluren auf Nahrungssuche gehen.
Maßnahmen:
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Die allerbeste und effektivste Wildschadensverhütung ist nach wie vor eine nachhaltige Regulation der Wildschweinbestände auf ein niedriges Populationsniveau
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die Anlage sogenannter Bejagungsschneisen in gefährdeten Feldfrüchten
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Das Fernhalten des Wildes durch Flächenschutz (Elektrozaun, Streich- / Sprühmittel an Bäumen)
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Ablenkfütterungen
Jagdzeit
16. Juni - 30. Januar
(aktuell nahezu ganzjährig aufgrund der ASP Bekämpfung)
Fährte und Trittsiegel
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Ähnelt dem Rotwild
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kürzere Schrittlänge
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deutlich sichtbares Geäfter
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bei jüngerem Schwarzwild ist die äußere Schale etwas länger
Wisent (Bison bonasus)

Körperbau
Der Wisent ist das einzige noch existierende Wildrind Europas seit der Ausrottung des Auerochsen. Und auch das schwerste und größtes Landsäugetier des europäischen Kontinents. Wesentlich größer als die Kühe sind die geschlechtsreifen Wisentbullen. Dieser Größen- und Gewichtsunterschied zwischen Bullen und Kühen entwickelt sich aber erst ab dem dritten Lebensjahr. Mit vier Jahren bringen in Gehegezucht gehaltene Bullen dagegen bereits 500 Kilogramm auf die Waage, während die Kühe bei durchschnittlich 400 Kilogramm liegen. Bullen erreichen ein Gewicht von 900kg. Bis zu 3m erreicht der Wisent in der Kopf-Rumpflänge. Die Widerristhöhe kann bis zu 1,90 Meter betragen. Wisentkühe erreichen eine Widerristhöhe von maximal 1,70 Meter und eine Kopf-Rumpflänge von 2,70 Meter. Der Rumpf ist bei beiden Geschlechtern verhältnismäßig kurz und schmal. Der Kopf ist tief angesetzt und im Verhältnis zum Körper klein. Auffällig ist bei Wisenten vor allem die vom Widerrist nach hinten abfallende Rückenlinie und die im Vergleich zum relativ schwachen Hinterteil sehr muskulöse Vorderpartie.
Zahnformel
Wiederkäuergebiss mit 32 Zähnen im Dauergebiss.

Sozialverhalten / Lebensweise
Rindertypisch leben Wisente in der Herde. Jungbullen leben in Junggesellen Herden, dagegen sind ältere Bullen meist Einzelgänger. Wisentherden sind in der Regle dennoch gemischte Herden, die aus Kühen, zwei- bis dreijährigen Jungtieren, Kälbern und während der Brunftzeit zeitweise auch erwachsenen Bullen besteht. Allerdings nicht in Familienherden, damit ist die Gruppenzusammensetzung selten über längere Zeit stabil. Herden vermischen sich, wenn sie aufeinandertreffen, und wenn sie sich wieder trennen, ist häufig ein Teil der jeweiligen Gruppenangehörigen ausgetauscht. Die Herde wird von einer Leitkuh angeführt. Das Alter ist ein bestimmender Faktor für den Rang. Bullen, die während der Brunft zu den Herden stoßen, haben keinen Einfluss auf die Gruppenhierarchie. Ihre Anwesenheit dient lediglich der Fortpflanzung. Wisente halten in der Regel einen Abstand von zwei bis drei Metern voneinander. Wird diese Distanz von einem rangniedrigeren Tier unterschritten, reagiert das ranghöhere Tier meist aggressiv.
Äsung / Nahrung / Verdauung / Losung
Wie alle Rinder ist der Wisent ein Wiederkäuer. Der Äsungstyp des Wisent ist Rau- und Grasfutterfresser. Gras, Blätter, Zweige aber auch Rinde wird aufgenommen. Die Losung ist die für Rinder typische.
Sinne und Lautäußerungen
Das Sehvermögen ist vergleichsweise schlecht ausgeprägt, dagegen ist ihr Geruchssinn gut entwickelt. Über die Fährte finden Mitglieder einer Herde zu ihr zurück. Ähnlich folgt ein Bulle einer Herde von Kühen auf der Fährte. Weniger abwechslungsreich als bei anderen Tiere ist das Lautrepertoire der Wisente. Charakteristische Laute sind ein brummendes Knören und bei Erregung ein scharfes Prusten. Kühe sind in der Lage, ihre Kälber anhand der Stimmen zu identifizieren, und Kälber können auch innerhalb größerer Herden ihre Mütter anhand deren Stimme finden.
Haarwechsel
Es gibt nur leichte Variationen. Überwiegend fahlbraun bis braun. Am Vorderbau sind die Leit- und Grannenhaare verlängert und bilden entlang des Träger eine Mähne. Woll- und Grannenhaare variieren in Abhängigkeit von der Jahreszeit und ist am dichtesten während des Winters. Der Wechsel ins Sommerkleid beginnt Anfang März. Kälber sind unmittelbar nach der Geburt rotbraun. Erst wenn sie im dritten oder vierten Lebensmonat erstmals das Haarkleid wechseln, weisen sie eine ähnliche Fellfarbe wie ausgewachsene Tiere auf.
Geweih – und Gehörnzyklus
Bereits beim gesetzten Kalb sind die Hornanlagen bereits entwickelt. Ab dem zweiten Lebensjahr biegen sich die Hörner nach innen. Dabei bleibt der Abstand zwischen den Hornspitzen größer als an den Hornbasen. Die Hornkrümmung ist bei Kühen stärker entwickelt, so dass der Hornabstand bei den Bullen größer ist. Ältere Bullen haben häufig abgestumpfte Hornspitzen.
Verbreitungsgebiet / Lebensraum
Der bevorzugte Lebensraum der Wisente sind offene und halboffene Weideflächen. Ausgedehnte Wälder, in welchen der Wisent vor seinem Aussterben in der Freiheit zuletzt vorkam, stellen nur einen Ersatzlebensraum dar. Wo Wisente in Wäldern leben, bevorzugen sie Laub- und Mischwälder mit einem ausgeprägten Mosaik unterschiedlich dichter Vegetationsstrukturen. Mischwäldern wird aber der Vorzug vor reinen Laubwäldern gegeben. Die Reviergröße einer Gruppe von Wisenten beträgt etwa 5000 Hektar. Die ursprüngliche Verbreitung des Wisents umfasste einen großen Teil des europäischen Kontinents. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands verschwand der Wisent zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Im Gebiet des heutigen Polens waren Wisente bereits im 11. Jahrhundert selten, Restbestände konnten sich jedoch in größeren Waldgebieten halten. Wiederansiedlungen von Wisenten erfolgten 1952 in Polen.
Mit dem Projekt Wisente im Rothaargebirge wurde am 11. April 2013 im Kreis Siegen-Wittgenstein eine achtköpfige Herde, bestehend aus einem Bullen, fünf Kühen und zwei Jungtieren, ausgewildert. Im Dezember 2019 war die Herde auf etwa 25 Tiere angewachsen. Die Herde hält sich weniger verborgen als erwartet und wurde schon in den ersten Wochen nach der Freisetzung mehrmals von Wanderern beobachtet. Außer im Rothaargebirge werden Wisente derzeit in der Wildniskernzone der Döberitzer Heide an ein Leben unter naturnahen Bedingungen gewöhnt. In der Wildniskernzone, die eine Fläche von etwa 2000 ha umfasst, sollen die Tiere unter annähernd wilden Bedingungen leben. Die Tiere sind dort jedoch weitläufig eingezäunt. 2017 schlug der WWF Deutschland im Rahmen einer Studie zehn Gebiete vor, die besonders gut als Lebensraum für Wisente geeignet sind. Die vier wichtigsten davon sind der Spreewald samt Umgebung, die Müritz, der Harz und der Pfälzerwald. Noch offen ist, ob die Tiere dort gezielt wiederangesiedelt werden oder ob man einfach abwartet, bis sie von Osten her von selbst wieder einwandern. 2017 kam es erstmals seit der Ausrottung der Art in Deutschland zu einer Einwanderung eines Wisents aus Polen über die Oder.
Altersbestimmung, Lebensaltersstufen und Ansprache
Da Wisente keine Jagdzeit haben entfällt die Waidmännische Ansprache. Die Lebensaltersstufen sind vom Kalb hin zur Kuh bzw. dem Bullen zu bezeichnen. Das Alter ist aber über die Jahresringe der Hörner (Tütenbildung) gut sichtbar und erkennbar.
Wildschäden
Wenn auch derzeit unrelevant, Schäl-, Tritt- und Fraßschäden.