
Wat- und Möwenvögel (Charadriiformes)
Schnepfenvögel (Scolapacidae)
Schnepfenvögel sind auf allen Kontinenten verbreitet. Die meisten Arten findet man in den arktischen und gemäßigt-kalten Klimazonen der Nordhalbkugel. Schnepfenvögel standen in vielen Ländern auf dem Speiseplan. Dies gilt vor allem für die Völker der Arktis und Nordeuropas, wo sie besonders häufig vorkamen. In Mitteleuropa galt die Jagd auf die Waldschnepfe als besonders schwierig, da dieser Vogel durch seinen Zickzackflug kaum zu treffen war. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein Korperteil des erlegten Vogels, die die äußerste Handschwinge vor der ersten Schwungfeder (Malerfeder) als Trophäe gilt. Vom englischen Wort für Schnepfe (snipe) leitet sich der Begriff Sniper für einen Scharfschützen ab. Der Lebensraum ist je nach Art extrem variabel. Gemeinsam ist allen Schnepfenvögeln aber die Nähe zum Wasser oder zumindest die Bevorzugung eines feuchten Untergrunds. Was auch der Grund für die Bestandrückgänge vielerorts ist. Duch Kultivierung und Trockenlegung sind viele Schnepfenarten in ihrem Bestand bedroht.
Waldschnepfe (Scolopax rusticola)

Beschreibung
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Etwa haustaubengroß mit einem gedrungenen Körper, einem langen geraden Schnabel (Stecher) und kurzen Beinen
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Das Gefieder ist braun, schwarz und weiß gemustert
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Lebensraum reich gegliederte Laub- und Mischwälder
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Bis38 cm groß und erreicht eine Flügelspannweite bis zu 65 cm
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Die Waldschnepfe kann bis 440 g wiegen
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Scheuer Einzelgänger versteckt sich am Tag und wird meist erst in der Dämmerung aktiv
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Ihr Ruf klingt scharf und hoch, in etwa wie „ziwitz“, abwechselnd mit langgezogenem, froschartigem „quorr“
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Der Schnepfenbart (Bürzelbart) ist ein ca. 1,5 cm großes Federbüschel das sich auf der Bürzeldrüse der Waldschnepfe befindet
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Das Verbreitungsgebiet der Waldschnepfe ist sehr groß und erstreckt sich über die Waldzone Eurasiens von Westeuropa bis nach Japan
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Auf dem Speiseplan der Waldschnepfe stehen Würmer, Spinnen, Insekten und deren Larven
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Im Winter ernährt sie sich auch von Beeren, Früchten und anderen Pflanzenteilen (z. B. Fichtennadeln).
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Die Brutzeit erstreckt sich in Mitteleuropa von März bis Ende Juli
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Es finden bei einem Teil der Weibchen zwei Jahresbruten statt
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Balzflug wird Schnepfenstrich genannt
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Waldschnepfen leben promisk, das heißt, dass Weibchen und Männchen lediglich zur Paarung zusammenfinden und sich danach wieder trennen. Die Bebrütung der Eier und die Jungenaufzucht führt das Weibchen allein durch
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Das Nest ist eine Mulde am Boden, die mit Laub, Gras, Moos und anderen Pflanzenteilen gepolstert ist
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Altvögel fliegen beim Herannahen eines störenden Menschen erst im letzten Moment auf, manchmal erst auf wenigen Metern
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In Nordrhein-Westfalen wird die Art als gefährdet eingestuft, in Hessen steht sie auf der Vorwarnliste
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In der Roten Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns wird die Waldschnepfe 2014 als stark gefährdet eingestuft.
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In Berlin gilt die Art als vom Aussterben bedroht.
Bekassine (Gallinago gallinago)

Beschreibung
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Sehr langschnäbelige, mittelgroße Art aus der Familie der Schnepfenvögel
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Besiedelt zur Brutzeit Moore, Feuchtgrünland und Wiesen; zur Zugzeit ist sie wie die meisten Watvögel auf schlammigen Flächen an Binnengewässern und Küsten zu finden
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Charakteristisch ist der Balzflug, bei dem der Vogel sich aus großer Höhe senkrecht herabfallen lässt und mit abgespreizten, äußeren Steuerfedern ein „wummerndes“ Geräusch erzeugt
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Die Bekassine ist mit einer Körperlänge zwischen 25 und 27 cm, von denen 55–75 mm auf den recht langen Schnabel entfallen, etwa drosselgroß
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Das Gefieder weist eine bräunliche Tarnfärbung mit markanten Längsstreifen auf Kopf und Rumpf auf
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Die relativ kurzen und kräftigen Beine sind gelblich grün bis graugrün
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Der Schnabel zeigt an der Basis eine rötlich braune, an der Spitze eine dunkelbraune Färbung
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Die Geschlechter unterscheiden sich nicht
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Der Flug der Bekassine ist sehr schnell. Aufgeschreckte und sich bedroht fühlende Vögel zeigen einen Flug mit Zickzackwendungen
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Die Bekassine ist sowohl Kurz- und Langstreckenzieher als auch im Westen ihres Brutareals ein Standvogel
Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Beschreibung
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Etwa 50 bis 60 cm lang und wiegt zwischen 600 und 1000 Gramm
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Sind die größten Watvögel, und in Europa die häufigsten Vertreter der Brachvögel
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Charakteristisches Kennzeichen ist der lange und stark nach unten gekrümmte Schnabel
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Das Weibchen ist etwas größer als das Männchen und hat einen deutlich stärker gebogenen und längeren Schnabel
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Ansonsten sehen die Geschlechter gleich aus
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Große Brachvögel sind eher unscheinbar gefärbt, mit dunklen Streifen und Flecken
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Die Stimme ist ein lauter, sehr melodisch klingender, wehmütiger Ruf, der wie „kuri li“ klingt
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Der Große Brachvogel brütet in Mooren und Feuchtwiesen sowie in offenen Marschen
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Das riesige Verbreitungsgebiet des Großen Brachvogels reicht im Westen von Island bis zu den Alpen, im Osten vom Baikalsee und der Mandschurei bis nach Kasachstan und dem Nordrand des innerasiatischen Hochlandes im Südosten
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Der Große Brachvogel ist überwiegend ein Kurzstreckenzieher, die Brutvögel Irlands und Großbritanniens sind zum Teil Standvögel
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Große Brachvögel fressen Insekten, Würmer und Schnecken, die sie mit ihrem langen Schnabel auf und im Boden stochernd suchen. Der Schnabel dient auch als Pinzette, um Schnecken und Muscheln aus ihren Schalen zu ziehen
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Das Nest ist eine flache Mulde auf dem Boden, die spärlich mit altem (getrocknetem) Gras oder Moos aus der nächsten Umgebung ausgepolstert wird