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Greifvögel (Falconiformes)

Die Gruppe der Greifvögel ist sehr artenreich und umfangreich. Sie werden auch unter anderem als Raubvögel bezeichnet. Genau wie die Raubtiere beim Haarwild sind die Greifvögel zum größten Teil Jäger auf lebenden Beutetiere oder Aas. Die Waffen der Greifvögel sind die Füße mit ihren scharfen Krallen sowie der Hakenschnabel. Wir unterscheiden in Griff- und Bisstöter. Einfach zu merken ist, dass die Falken Bisstöter sind und alle anderen Greifvögel Grifftöter. Auch wenn sich beide Begrifflichkeiten von selbst erklären, der Falke bindet die Beute mit den Fängen und tötet die Beute mit einem Biss in den Nacken. Dazu dient der sog. Falkenzahn, den auch nur diese Greifvögel besitzen, der sich am Oberschnabel befindet. Die Grifftöter binden ebenfalls die Beute mit den Fängen und töten mit festem Griff.

Falkenzahn
Grifftöter

Alle Greifvögel (Falken und Greife) unterliegen dem Jagdrecht, haben jedoch ganzjährige Schonzeit. Allerdings ist hierbei auch wieder das jeweilige Landesrecht zu beachten, da unter besonderen Umständen eine Sondergenehmigung, für den Fang oder Abschuss, für Habicht und Mäusebussard erteilt werden kann. Generell, was die Fortpflanzung betrifft kann man für alle Greifvögel die Aussage festhalten, dass sie in Einehe (mindestens Jahresehe, große Arten auch lebenslang) leben und beide Tiere sich an der der Brutpflege beteiligen. Die Jungen sind Nesthocker. Weibliche Tiere werden als Weib bezeichnet, männliche Vögel als Terzel. Zeichen von Greifvögeln sind nicht nur die Feder oder Fellreste an den Stellen ein Greifvogel ein größeres Beutetier gerupft hat, sondern auch das Gewölle. Gewölle sind ausgewürgte unverdauliche Nahrungsreste von Greif- und Eulenvögeln. Diese enthalten je nach Vogelart, Fellreste, Federn, Skelettteile, Schneckenhäuser, etc.

Gewölle

Wespenbussard (Perninae)

Wespenbussard

Beschreibung
 

  • Die Körperlänge beträgt 50–60 cm, wovon bis zu 30 cm auf den Schwanz entfallen 

  • Die Flügelspannweite beträgt 118–144 cm

  • Größenunterschiede zwischen Weib unf Terzel sind gering

  • Ungefähr 800g Körpergewicht

  • Der Kopf wirkt etwas taubenähnlich

  • Adulte Terzel haben in der Regel einen blaugrau gefärbten Kopf

  • Beim weiblichen Vogel ist diese Färbung reduziert oder fehlt, der Kopf ist dann braun

  • Der relativ kleine und schlanke Schnabel ist schwarzgrau

  • Der Schnabel ist für das Herausziehen von Wespenlarven aus Waben optimiert. Er ist relativ lang und schmal, der Oberschnabel ist nur schwach gekrümmt. Zum Schutz vor Stichen sind die Nasenlöcher schmal und schlitzförmig, das Gefieder am Kopf ist schuppenartig und vor allem in der Augenumgebung sehr dicht und steif

  • Bei Altvögeln ist die Wachshaut dunkelgrau und die Iris gelb

  • Die Beine sind ebenfalls gelb, die Krallen sind schwarz.

  • Bei adulten Vögeln ist die gesamte Oberseite fast einfarbig braun

  • Hand- und Armschwingen sowie der Stoß zeigen eine breite, dunkle Endbinde und außerdem zwei weitere, schmalere, dunkle Binden, die eine nahe der Basis und die zweite etwa auf Höhe des ersten Drittels der Federn

  • Die Unterseite ist erheblich variabler

  • Bei den meisten Vögeln sind Körper und alle Unterflügeldecken auf weißlichem Grund grob mittelbraun bis beigebraun quergebändert

  • Davon deutlich abgesetzt sind die weißlich grauen Schwingen und die ebenso gefärbte Schwanzunterseite

  • In allen Färbungsvarianten zeigt die Art jedoch die dunklen Binden auf Schwanz und Schwingen sowie einen großen dunklen Bugfleck an der Vorderkante des Unterflügels, letzterer ist bei hellen Vögeln sehr auffällig.

  • Die Beine sind vor allem an das Graben im Boden angepasst. Die Krallen sind kaum gebogen.

Nahrung 
Der Wespenbussard ist hinsichtlich seiner Ernährung hochspezialisiert. Er ernährt sich ganz überwiegend von der Brut von der Brut der Wespe. Die wesentliche Suchstrategie ist das ausdauernde Sitzen in Bäumen unterhalb der Baumkrone. Dabei suchen Wespenbussarde nach fliegenden Wespen, die in Bodennähe verschwinden. Die gefundenen Nester werden ausgegraben und die Teile mit Larven und Puppen stückweise zum eigenen Nest transportiert, bis alle Waben ausgebeutet sind. Auch die Nester von Hummeln werden ausgegraben. Kleine Wirbeltiere spielen vor allem in nassen und kühlen und damit wespenarmen Sommern eine wichtige Rolle. Auch nestjunge Vögel gehören regelmäßig zur Beute. Im Spätsommer werden auch Früchte verzehrt, vor allem Pflaumen, Kirschen und Beeren.

Lautäußerungen
Im Vergleich zu den anderen Greifvogelarten ist der Wespenbussard eher leise. Am häufigsten ist der  Balzruf zu hören. Ein mehrsilbiges, flötendes Wimmern oder Pfeifen. Dieser Ruf wird bei Balzflügen geäußert, aber auch bei Erregung oder Bedrohung.

Mauser
Juli-August und Oktober-Dezember

Verbreitungsgebiet / Lebensraum /  Zugverhalten 

Das Verbreitungsgebiet umfasst den größten Teil Europas. Der Wespenbussard fehlt im atlantisch geprägten äußersten Westen und im Norden Europas. In Großbritannien kommt die Art nur im Süden und Osten sowie lokal im Osten Schottlands vor. Die südliche Verbreitungsgrenze verläuft durch Zentralspanien, Süditalien und durch den Süden Griechenlands.  Das Verbreitungsgebiet des Wespenbussards umfasst damit im Wesentlichen die gemäßigte Zone des subkontinentalen bis kontinental geprägten Europas und des westlichsten Asien. Der Wespenbussard bewohnt bewaldete Landschaften aller Art. Waldbereiche, die durch Lichtungen oder abwechslungsreiche Ränder strukturiert sind oder die in der Nähe zu abwechslungsreichen Feuchtgebieten liegen. Brutnachweise erfolgten in den Alpen bis auf etwa 1500 m. Der Wespenbussard ist Langstreckenzieher, die gesamte Population überwintert in Afrika südlich der Sahara. Wespenbussarde halten sich in Europa etwa von Anfang Mai bis Ende August auf, also nur etwa vier Monate.

Nestbauverhalten / Fortpflanzung

Die Balz findet  im Mai statt. Das Nest wird fast immer im größten jeweils verfügbaren Wald und möglichst weit von dessen Rändern entfernt errichtet. Zur Nestanlage werden Bäume aller Art genutzt. Der Horst wird in der Baumkrone häufig so angelegt, dass es sowohl von oben als auch von unten gut gegen Sicht geschützt ist. Die Eiablage erfolgt in Mitteleuropa meist ab Ende Mai bis Mitte Juni. Die Gelege bestehen ganz überwiegend aus zwei Eiern, selten aus nur einem und sehr selten aus drei Eiern. Die Eier sind auf weißlichem bis hellbräunlichem Grund sehr intensiv variabel rotbraun bis schwarzbraun verwaschen gefleckt. Die Brutzeit beträgt etwa 34 Tage. Beide Partner brüten, lösen sich ab und gehen unabhängig voneinander auf Nahrungssuche. Nach etwa 44 Tagen werden die Jungvögel flügge, sie werden bis zum Abzug der Altvögel auf dem Nest mit Futter versorgt. Wespenbussarde sind im zweiten Lebensjahr ausgefärbt und dann vermutlich auch geschlechtsreif.

 

Ansprache und Flugbild

  • Im Flug sind die Flügelenden deutlich gerundet

  • Der Flügelhinterrand ist leicht s-förmig geschwungen

  • Die Schwanzlänge entspricht etwa der Flügelbreite

  • Die Schwanzecken sind gerundet

  • Beim Kreisen werden die Flügel waagerecht gehalten

  • Im Gleitflug meist leicht nach unten gebogen

Roter Milan (Milvus milvus)

Rot Milan

Beschreibung
 

  • Der Rotmilan wird auch Roter Milan, Gabelweihe oder Königsweihe genannt

  • Ist eine etwa Mäusebussard große Greifvogelart aus der Familie der Habichtartigen

  • Der Rotmilan ist eine gut bestimmbare Greifvogelart

  • Der Rotmilan ist größer als ein Mäusebussard und etwas größer als der Schwarzmilan

  • er hat ausgesprochen lange Flügel und einen langen gegabelten Stoß

  • Der sitzende Vogel wirkt rötlichbraun, wobei eine deutlich hellere, meist ockerfarbene Federsäumung vor allem der Deckfedern des Oberflügels und des Rückengefieders einen kontrastreichen Gesamteindruck vermittelt

  • Das Kopf-, Nacken- und Kehlgefieder erwachsener Rotmilane ist sehr hell

  • Auffallende schwarze Federnschäfte

  • Der ziemlich kräftige Schnabel ist an der Basis gelb, am Schnabelhaken dunkelgrau oder schwarz

  • Die kurzen Beine sind gelb, die Krallen schwarz

  • Die Iris erwachsener Vögel ist blassgelb

  • Die Arm- und Handschwingen sind an ihren Enden sehr dunkel, fast schwarz.

  • Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nicht, auch das Jugendgefieder ähnelt stark dem Erwachsenenkleid.

  • Terzel wiege im Durchschnitt unter einem Kilogramm

  • Die schwersten Weibchen wiegen 1,4 Kilogramm

  • Die Körperlänge variiert zwischen 60 und 75 Zentimeter, wovon zwischen 30 und 40 Zentimeter auf den Stoß entfallen

  • Die Spannweite beträgt 150 bis 180 Zentimeter

 

Nahrung
Der Rotmilan weitgehend Nahrungsgeneralist. Der Rotmilan ist ein aktiver Jäger. Während der Brutzeit besteht die Hauptnahrung aus kleinen Säugetieren und Vögeln. Oft handelt es sich bei geschlagenen Vögeln um verletzte oder kranke Tiere sowie um Jungtiere. In wasserreichen Gebieten können Fische gewichtsmäßig dominieren. Nicht unbeträchtlich ist die Menge an Wirbellosen, die der Rotmilan sowohl im Flug als auch auf dem Boden aufnimmt. An Aas ist der Rotmilan etwas weniger häufig zu finden. Der Rotmilan ist ein Suchflugjäger offener Landschaften, der große Gebiete seines Nahrungsreviers in einem relativ niedrigen und langsamen Gleit- und Segelflug systematisch nach Beute absucht. Er ist Überraschungsjäger, der bei erfolglosem Angriff in der Regel abstreicht und das verfehlte Beutetier nicht weiter verfolgt.

Lautäußerungen
Auffälligster Ruf ist ein hohes, in der Tonfärbung stark variierendes, jedoch meist schrilles, langgezogenes Wiiieeh, dem in ab- und aufsteigender Tonkurve weitere Elemente hinzugefügt werden. Das erste Element ist langgezogen, oft klagend, die nachfolgenden schließen sich wellenförmig und kürzer werdend, zum Schluss oft stolpernd, an.

Mauser
April - Juni das gesamte Gefieder.

Verbreitungsgebiet / Lebensraum /  Zugverhalten

Die Verbreitung des Rotmilans im Wesentlichen auf Europa beschränkt. Der Verbreitungsschwerpunkt dieser Art liegt in Deutschland, das allein über 50 Prozent des weltweit auf maximal 29.000 Brutpaare geschätzten Rotmilanbestandes beherbergt. Er brütet vor allem in offenen, mit kleinen Wäldern oder Gehölzen durchsetzen Landschaften. Die meisten Rotmilane sind Zugvögel. Der Rotmilan ist ein Greifvogel offener, mit kleinen und größeren Gehölzen durchsetzter Landschaften. Bevorzugte Lebensräume sind Agrarlandschaften mit Feldgehölzen, oft auch Parklandschaften und an Offenland grenzende strukturierte Waldränder. Im Allgemeinen ist der Rotmilan ein Bewohner der Niederungen und der Hügellandgebiete etwa bis 800 m.

Fortpflanzung / Nestbauverhalten

Ab dem dritten Lebensjahr werden Rotmilane Geschlechtsreif. Bei guten Lebensbedingungen auch schon mal früher. Weitgehend monogame Brutsaisonehen sind die Regel, doch wurden mehrjährige Dauerehen kommen ebenso vor. Bei Standvögeln scheint die Paarbindung stabiler zu sein als bei Zugvögeln. Die Balz findet im März und April statt und ist nicht sehr auffällig. Im Wesentlichen besteht sie aus Horstbau, gemeinsamen Flügen über dem Horststandort und häufigen Kopulationen. Zur Kopulation fordert das Weibchen mit leisen Trillerrufen, waagrecht geduckter Körperhaltung und gesenktem Kopf auf.
Bereits in der Nestbauphase stellt das Weibchen eigene Nahrungsflüge weitgehend ein und wird ab dieser Zeit vom Männchen versorgt, bis es sich etwa zwei bis drei Wochen nach dem Schlupf selbst wieder an der Nahrungsbeschaffung beteiligt. Der Horstbau oder die Instandsetzung eines alten Horstes beginnt sofort nach Ankunft der Partner im Brutrevier, hauptsächlich in  Eichen, Buchen oder Kiefern. Meist liegen die Horste relativ hoch und in starken Bäumen. Das Grundgerüst besteht aus starken Reisern und Zweigen, die sie vom Boden auflesen oder mit dem Schnabel oder den Fängen von Bäumen abreißen. Den Horst polstern die Vögel mit unterschiedlichem, weichem, organischem Material, aber auch mit Kulturabfällen wie Folien, Plastiktüten oder Bindergarn aus.  Die Größe der Rotmilanhorste liegt zwischen nur 45 bis 60 Zentimetern. Mehrjährig benutzte Nester sind jedoch massive Konstruktionen mit einem Durchmesser von einem Meter und mehr. Das Gelege besteht meist aus drei Eiern, seltener aus einem, zwei oder vier Eiern.
Sie entsprechen in Größe und Form einem mittelgroßen Hühnerei. Auf trübweißem Grund weisen sie unterschiedlich stark ausgeprägte, rötlichbraune Flecken sowie schwärzliche Girlanden auf. Legebeginn ist in der Regel Anfang bis Mitte April. Die Eier bebrütet fast ausschließlich das Weibchen,  etwa 32 bis 33 Tage. In den ersten zwei bis drei Wochen bleibt das Weibchen fast ständig am Horst. Die Nestlingszeit beträgt, abhängig von Witterung und Nahrungsangebot zwischen 48 und 54 Tagen.

 

Ansprache und Flugbild

  • Lange, relativ schmalen Flügel

  • Tief gegabelter und rostrote Stoß, der immer in Bewegung ist und auch voll gefächert ist

  • In der Oberansicht kontrastieren die schwarzen Arm- und Handschwingen stark mit dem übrigen, rötlichbraunen Gefieder

  • Im Flugbild von unten, die Handschwingen an der Basis weiß sind und ein ausgedehntes weißes Flügelfeld

  • Im Flügelbug meist ein schwarzes Abzeichen zu erkennen

  • Die äußersten, tief gefingerten Handschwingen sind in ihrem letzten Drittel schwarz.

  • Im Segelflug sind die Armschwingen leicht angehoben

  • Erkennbar geknicktes Flügelprofil

Schwarzer Milan (Milvus migrans)

Milan

Beschreibung

  • Ziemlich einheitlich dunkelbraun gefärbte, mittelgroße Greifvögel

  • Hellere Kopf-, Kehl- und Nackenpartien sowie ein helles Band auf dem Oberflügel

  • Schwarzmilane sind frühestens im fünften Lebensjahr ausgefärbt

  • Der Rücken ist einheitlich matt dunkelbraun

  • Das Brust- und Bauchgefieder ist etwas heller, eher rostbraun gefärbt

  • Die Steuerfedern sind oberseits graubraun und unterseits bräunlich bis zimtfarben

  • Der Stoß ist nur schwach gegabelt, ausgefächert wirkt er dreieckig

  • Die großen und kleinen Armdecken weisen meist die Färbung des Brustgefieders auf und kontrastieren recht deutlich mit den dunklen, fast schwarzen Arm- und Handschwingen

  • Die Beine ausgefärbter Vögel sind gelb, die Krallen schwarz

  • Der Oberschnabel ist ebenfalls schwarz, der Unterschnabel gelblich

  • Die Wachshaut ist leuchtend gelb

  • Frühestens mit sieben Jahren wechselt die Irisfarbe der Schwarzmilane von Braun ins alterstypische Gelb

  • Frisch ausgeflogene Jungvögel weisen zwar wie ausgefärbte einen deutlich helleren Kopf- und Brustbereich auf, doch überwiegen bei Jungvögeln helle Zimt- oder Beigetöne im Gegensatz zu der weißgrauen Färbung dieser Körperpartien bei den Altvögeln

  • Die Iris ist noch mittelbraun, die Krallen sind schiefergrau. Insgesamt ist das Jugendgefieder etwas heller und vor allem auf der Körperoberseite kontrastreicher gefärbt

  • Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nicht

  • Geringer Unterschied bei den Geschlechter, das Weib ist nur unwesentlich größer und schwerer

  • Die Körperlänge variiert  45 und 65 cm

  • Die Spannweite beträgt zwischen 120 und 155 cm

  • Das Gewicht der Terzel beträgt ca. 850g

  • Die schwersten Weibchen können über 1000g wiegen

Nahrung
Der Schwarzmilan ist ein Nahrungsgeneralist und Nahrungsopportunist. Er jagt lebende Beutetiere, ernährt sich jedoch ebenso von Aas. Auch Mülldeponien werden nach verwertbaren Resten abgesucht. Er kann lebende Beute bis zur Größe eines kleinen Hasen und lebende Fische fast bis zu seinem Eigengewicht erbeuten. Verschiedene Vögel bis zur Rebhuhn­größe und Säugetiere, wie Kaninchen, kleine Hasen, Ratten und Mäuse, werden erbeutet. Aber auch verschiedene Insekten, Regenwürmer und Schnecken werden verwertet. Schwarzmilane sind Suchflugjäger. In einem langsamen, meist recht niedrigen Suchflug werden Beutetiere oder Aas erspäht und oft im Darüberfliegen mitgenommen. Am Aas erscheint der Schwarzmilan oft als erste Vogelart. Häufig versuchen Schwarzmilane, anderen Vögeln ihre Beutetiere abzujagen. Insbesondere betroffen davon sind Möwen und Bussarde. Möwen, Reiher, Ibisse, Störche und große Eisvögel werden zuweilen so lange belästigt, bis sie bereits verschluckte Nahrung wieder auswürgen.

Lautäußerungen
Schwarzmilane sind sehr auch außerhalb der Balzzeit akustisch auffällig. Die Hauptrufe sind in Tonlage und Ausdruck äußerst variabel, so dass sie sich schwer beschrieben lassen. Je nach Stimmung kann es sich um sanfte, melodiöse Triller, um ein möwenartiges, leicht verdrießlich klingendes Miauen oder sogar um wiehernde Rufe handeln. Häufig singen Schwarzmilane im Duett.

 

Mauser
April-Juni und November-Januar

 

Verbreitungsgebiet / Lebensraum /  Zugverhalten

Der Schwarzmilan brütet im größten Teil Europas. Die Nordwestgrenze der geschlossenen Verbreitung verläuft durch Nordfrankreich, Nordbelgien und Nordwestdeutschland. Westlich und nördlich dieser Linie sind Brutvorkommen selten. Spärlich und in den östlichen Landesteilen rückläufig sind die Vorkommen in Österreich sowie in Tschechien, auch in Polen, der Ukraine sowie auf dem Balkan ist der Schwarzmilan nur lückenhaft vertreten. Nach Osten reichen die Vorkommen über den Ural hinaus. Die südliche Verbreitungsgrenze liegt im Atlasgebiet und zieht sich nach Westen über die Türkei, den Nahen Osten, Iran und Afghanistan bis ins Himalayagebiet fort. Die manchmal vorkommende Bezeichnung des Schwarzmilan als Wassermilan oder Seemilan  erklären die starke Wasserbindung. Die Bevorzugung von Lebensräumen in Wassernähe, insbesondere von baumbestandenen Seeuferabschnitten, von Aulandschaften oder von Baumreihen entlang langsam fließender Flüsse. Die Schwarzmilane sind Langstreckenzieher. Schwarzmilane sind Thermiksegler und ziehen daher bei Tag und fast immer in großen Gruppen. Europäische Schwarzmilane überwintern südlich der Sahara. Einzelne Schwarzmilane überwintern auch bereits in Südwest- und in Südosteuropa sowie auf Sizilien. Das Mittelmeer wird in der Regel an den Meerengen überquert. Die Hauptwegzugszeit der Milane liegt zwischen Ende Juli und Mitte September, wobei die süddeutschen Vögel etwa um zwei bis drei Wochen früher ihr Brutgebiet verlassen als nordostdeutsche. In Mitteleuropa können einzelne Schwarzmilane im Brutgebiet bei milder Witterung noch bis in den Oktober und November hinein angetroffen werden.  Der Heimzug beginnt Anfang Februar. Im Brutgebiet erscheinen die Vögel frühestens Anfang März, in der Regel aber nicht vor Ende März oder Anfang April. Erstziehende Schwarzmilane übersommern meist im Winterquartier. Mit zunehmendem Alter nähern sich die heimziehenden Milane dem Gebiet ihrer Geburt, kehren aber erst mit Eintritt der Geschlechtsreife in die Nähe ihres Geburtsortes zurück.

Fortpflanzung / Nestbauverhalten

Schwarzmilane brüten im vierten Lebensjahr zum ersten Mal. Saisonehen wie langjährige Paarbindungen kommen vor. Während der Balz bis zur frühen Jungenaufzucht werden in die unmittelbare Nestumgebung einfliegende Artgenossen konsequent vertrieben. Sofort nach Ankunft am Niststandort beginnt der zuerst ankommende Vogel mit dem Horstbau oder mit Instandsetzungsarbeiten. Aufbau und Größe der Horste sind äußerst unterschiedlich, von einem typischen Schwarzmilanhorst kann nicht gesprochen werden. Schwarzmilanhorste können auffallend kleine, eher schlampig zusammengefügte Gebilde von Krähennestgröße, aber auch stattliche, solide Bauten von einem Meter Durchmesser und mehr sein. Am Horstbau beteiligen sich beide Partner, der Terzel allerdings wesentlich intensiver als das Weib. Die Baumart scheint nur eine untergeordnete Rolle für die Wahl des Horststandortes zu spielen, wichtiger ist ein von oben ungehinderter Anflug. Meist befinden sich die Horste im Kronenbereich in einer starken Astgabelung. Schwarzmilane übernehmen gelegentlich Horste anderer Vogelarten. Innerhalb der eigenen Art können die Horstabstände nur wenige Meter betragen. Schon während des Horstbaus kommt es zu Begattungen. Bei schönem Wetter zeigen Schwarzmilane Schauflüge über ihrem Horstgebiet. Mit der Entwicklung des ersten Eies hören diese Aktivitäten auf. Das Weib stellt zu diesem Zeitpunkt auch das selbstständige Jagen ein und wird während der Brutzeit und der ersten Aufzuchtphase der Küken vom Terzel versorgt. Schwarzmilane beginnen relativ spät im Jahr mit der Brut, Anfang April. Bei frühem Gelegeverlust kann es zu einem Nachgelege kommen. Die Gelege bestehen meist aus zwei bis drei, seltener aus vier und in Ausnahmefällen aus fünf Eiern. Die glanzlosen Eier sind in der Regel kurzoval, seltener langoval und weisen auf blassweißem, isabellfarbigem oder grünlichem Grund oft sepiafarbene Flecken auf. Sie entsprechen in Größe, Form und Masse etwa mittelgroßen Hühnereiern. Die meiste Zeit verbringt das Weibchen auf dem Gelege, nur gelegentlich wird es kurz vom Terzel abgelöst. Nach einer Brutdauer von etwa 32 Tagen schlüpfen die Jungen, zwischen denen, entsprechend der Eiablage, beträchtliche Entwicklungsunterschiede bestehen können. Die älteren Geschwister drängen häufig das jüngste von der Beute ab, manchmal attackieren sie es auch direkt. Häufig werden verendete Küken zerteilt und verfüttert. In den ersten beiden Wochen schafft das Männchen allein die Nahrung heran. Mit etwa 32 Tagen beginnen die Jungvögel mit den ersten Flugübungen und können sich mit 40 Tagen schon etwas vom Horst entfernen. Insgesamt ist die Entwicklungsdauer von Nestlingen individuell aber sehr verschieden. Bis zum Ausfliegen können mehr als 50 Tage vergehen.  Junge Schwarzmilane werden relativ spät im Alter von 80 bis 90 Tagen selbstständig. In freier Natur wurden gelegentlich Mischbruten zwischen Rot- und Schwarzmilan festgestellt. Der Schwarzmilan war meist der weibliche Vogel. 

Ansprache und Flugbild

Der Schwarzmilan fliegt sehr elegant mit flachen, relativ schnellen Flügelschlägen. Er segelt und gleitet oft, wobei die Flügel im Gegensatz zu denen des Rotmilans in derselben Flugposition nicht über der Horizontalen geknickt, sondern leicht abwärts gerundet sind. Auffällig ist auch das andauernde Verwinden, Fächern und Falten des Schwanzes, das nur beim Rotmilan noch stärker ins Auge fällt.

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